Corona-Pandemie: Verschwörungsmythen auf dem Vormarsch

Von 2018 bis 2020 hat jugendschutz.net mit europäischen Partnerorganisationen Phänomene und Verbreitungswege von Hate Speech im Netz beleuchtet. Der neu veröffentlichte Report „Hate Speech – ein europäischer Vergleich“ fasst die Ergebnisse zusammen. Vor allem antisemitische Verschwörungsmythen haben in der COVID-19-Krise neue Verbreitung gefunden. Aber auch andere bereits bekannte Verschwörungsnarrative, wie der "Große Austausch", wurden auf die neue Situation angewendet.

In der COVID-19-Pandemie haben international vor allem antisemitische Verschwörungsmythen neue Verbreitung gefunden. Dabei wurden bestehende extremistische Narrative an die aktuelle Situation angepasst und Jüdinnen und Juden für die Entstehung und Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht. „Geheime Eliten“ würden die Pandemie nutzen, um eine „Neue Weltordnung“ zu etablieren oder eine Diktatur einzuführen. Häufig wird dabei unmittelbar eine jugendliche Zielgruppe angesprochen. Diese Beobachtung von jugendschutz.net bestätigte sich nun auch länderübergreifend im Rahmen eines Projekts mit europäischen Partnerorganisationen. Oft wurden bekannte Verschwörungsmythen gegen Geflüchtetemit neuen Bezügen versehen. So fand z. B. die ursprünglich aus Frankreich stammende Theorie des „Großen Bevölkerungsaustauschs“ unter der Pandemie große Verbreitung. Nun fasst der Report „Hate Speech – ein europäischer Vergleich“ die Ergebnisse aus zwei Jahren internationaler Projektarbeit zusammen.

Von 2018 bis 2020 hat jugendschutz.net gemeinsam mit neun europäischen Partnerorganisationen das von der EU-Kommission geförderte Projekt „Platforms, Experts, Tools: Specialised Cyber Activists Network“ (sCAN) durchgeführt. In gemeinsamen Recherchen wurden die verschiedenen Phänomene und Verbreitungswege von Hate Speech im Netz beleuchtet. Schwerpunkte lagen dabei in der Kategorisierung von Hassphänomenen und Trends sowie einer Recherche des Reaktionsverhaltens großer Social-Media-Dienste. Deutlich wurde: Extremist:innen verschiedener Länder nutzen vergleichbare Narrative. Um der zunehmenden Moderation in großen internationalen Netzwerken zu entgehen, weichen extremistische Gruppierungen auf kleinere Plattformen aus.

Die Erkenntnisse fanden Eingang in Online-Kurse und Workshops. Partnerschaften und gemeinsame Projekte sollen auch nach dem Ende des sCAN-Projektes im Rahmen des International Network Against Cyber Hate (INACH) fortgeführt werden.

jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. jugendschutz.net recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten und fordert Anbieter und Betreiber auf, ihre Angebote so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können.

Weitere Informationen