Mediennutzung von KleinkindernDarum sollten Kinder nicht unbeaufsichtigt YouTube nutzen

Die Osterfeiertage stehen bevor. Viele Familien nutzen die freie Zeit für gemeinsame Ausflüge und gemeinsame Medienzeit. Im Kreise der Familie kommen auch viele Kleinkinder in Berührung mit Bildschirmmedien. Hier gilt es genauer hinzuschauen, welche Inhalte junge Kinder auf Tablets und Co. konsumieren. Besonders YouTube ist nicht für Kinder geeignet. Worauf sollten Eltern achten, wenn Kleinkinder oder sogar schon Babys Videoinhalte konsumieren? Welche Alternativen gibt es zu YouTube? Wir informieren über die Risiken und geben wichtige Hinweise.

Bereits Babys und Kleinkinder kommen in Berührung mit Bildschirmmedien – sei es über das elterliche Smartphone, das Tablet vom Geschwisterkind oder den Fernseher im Wohnzimmer. Mal ein Clip auf der Kinderwebseite oder Video-Episoden in Mediatheken, Streamingportalen oder eben auf der größten Videoplattform der Welt - YouTube. Das Videoangebot für Kleinkinder ist riesig. Allerdings ist die Plattform YouTube nicht kindgerecht und birgt Risiken: verstörende Inhalte, manipulative Werbung oder problematische Trends sind nur einige der Herausforderungen, mit denen sich Eltern auseinandersetzen sollten. Die App YouTube Kids bietet speziell Inhalte, die für Kinder passender sind. Jedoch finden sich auch auf YouTube Kids immer wieder Videos, die auf dem Vorschaubild harmlos erscheinen und trotzdem sexualisierte Inhalte oder Gewalt enthalten, wie beispielsweise der Saarländische Rundfunk berichtete. 

    Ungeeignete Videos 

    Es gelangen immer wieder verstörende Inhalte auf die Videoplattform. Manche Videos erwecken den Eindruck, sich an Kinder zu richten, die gezeigten Szenen sind jedoch mehr als ungeeignet für Kinder. Durch die Verschlagwortung mit einer Vielzahl an Begriffen, die im Zusammenhang mit tatsächlich kindgerechten Inhalten auftauchen, ist es für Kinder sehr leicht möglich, ausgehend von einem unbedenklichen Video, auf ein unpassendes Video aufmerksam zu werden. Die Videos sind aber auch deshalb problematisch, weil die aktuellen Vorbilder und Helden vieler Kinder instrumentalisiert und mit ihnen schädliche Inhalte an Kinder herangetragen werden. Die gezeigten Verhaltensweisen der Protagonisten könnten bei jüngeren Kindern aufgrund ihrer Beliebtheit außerdem zur Nachahmung anregen. 

      Aktuelle Erkenntnisse aus der miniKIM-Studie 2023 

      Seit 2020 hat der persönliche Zugang der Zwei- bis Fünfjährigen zu smarten Geräten zugenommen. Inzwischen verfügt jedes fünfte Kleinkind über ein eigenes Tablet und jedes zehnte Kind über ein Handy oder Smartphone. Die Studie ergab, dass 23 Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen täglich mindestens ein internetfähiges Gerät wie ein Smartphone, ein Tablet, einen Laptop oder einen Sprachassistenten nutzen. Bei Einbeziehung von Mediatheken, Streaming-Diensten, Computerspielen oder Apps steigt dieser Anteil auf 44 Prozent

      Zur Studie miniKIM 2023

      Eine Qualitätskontrolle der Inhalte findet nicht statt 

      Eine der bekanntesten Kinderserien, die in diesem Kontext immer wieder kritisiert wird, ist Cocomelon. Die Serie Cocomelon hat sich als eine der meistgesehenen Kindersendungen auf YouTube etabliert. Mit derzeit 192 Millionen Abonnent*innen liegt der Cocomelon-Kanal auf Youtube aktuell auf dem dritten Platz der meist abonnierten Kanäle und erreicht monatlich zwei Milliarden Aufrufe. Die Serie zeigt Geschichten verschiedener animierter Comic-Figuren für junge Zuschauer*innen im Frühkindalter von zwei bis fünf Jahren, die durch Musik und einfache Erzählungen das Verständnis für Zahlen, Farben, Tiere und soziale Fähigkeiten fördern sollen. Für viele Eltern scheint Cocomelon daher eine unbedenkliche Wahl zu sein, um ihre Kleinkinder zu beschäftigen und musikalisch zu fördern. Doch die Nutzung solcher Serien birgt auch Risiken. So kritisieren viele Experten, dass die Inhalte in Cocomelon und ähnlichen Formaten oft sehr repetitive Strukturen aufweisen und eine „überstimulierende Gestaltung“ einsetzen, die ein Suchtverhalten auslösen können. Die ständige Wiederholung von einfachen Melodien und Phrasen kann zwar kurzfristig die Aufmerksamkeit von Kleinkindern fesseln, jedoch auch dazu führen, dass sie sich schwertun, die Aufmerksamkeit auf andere, weniger stimulierende Tätigkeiten zu richten. Auch durch die Verwendung von grellen Farben und schnellen Schnitten versuchen diese Kindersendungen die jungen Zuschauer*innen an sich zu binden. Die Folgen: Die Aufmerksamkeitsspanne der Heranwachsenden verkürzt sich auf lange Sicht. Sie werden ungeduldiger, unruhiger und können sich selbst nicht mehr altersgerecht regulieren. Gerade im frühen Kindesalter, wenn die neuronalen Verbindungen noch im Aufbau sind, kann eine zu hohe Mediennutzung das natürliche Lernverhalten beeinträchtigen.  

      Zudem wirkt sich das werbefinanzierte Geschäftsmodell von YouTube auf die Qualität der Videoinhalte aus. Neben pädagogisch wertvollen Videos finden sich daher auch viele Videos mit kommerziellem Inhalt (versteckte Marketing- und Produktplatzierungen) sowie bezahlte Werbeanzeigen vor den Videos. Besonders kommerzielle Clips mit bekannten Figuren aus Kindersendungen können jüngere Kinder kaum als Werbung erkennen. Kinder unter sieben Jahren sollten daher werbefreie Angebote in sicheren Surfräumen nutzen, die speziell auf ihren Entwicklungstand und ihre Sehgewohnheiten angepasst sind. 

      YouTube & Co. nicht als Babysitter nutzen 

      Selbst in harmlosen Kinderserien kann es Momente geben, die ein Kind verängstigen oder verstören kann. Daher sollten Kleinkinder niemals allein Serien schauen. Ab und an ist Bildschirmzeit nichts Verwerfliches. YouTube ist allerdings nicht für Kinder geeignet. Die YouTube-Nutzung birgt zahlreiche Risiken für Kleinkinder, die Eltern im Blick behalten sollten: 

      1. Überstimulation: Die schnelle Abfolge von Szenen, die grellen Farben und die ständigen Geräusche können das Gehirn von Kleinkindern überreizen. Diese Überstimulation kann langfristig zu Konzentrationsstörungen und einer verringerten Fähigkeit führen, sich auf ruhigere, reizärmere Aktivitäten wie das Spielen draußen oder das Lesen eines Buches zu konzentrieren.
      2. Fehlende soziale Interaktion: Im Gegensatz zum physischen Spielen oder der Interaktion mit anderen Kindern oder Erwachsenen bietet das Ansehen von YouTube-Videos wenig Gelegenheit zur aktiven Teilnahme. Kleinkinder lernen am besten durch Interaktion und Nachahmung, weshalb der passive Medienkonsum das soziale Lernen und die Sprachentwicklung hemmen kann. 
      3. Problematische Inhalte und Werbung: Auch wenn YouTube mittlerweile mit „YouTube Kids“ eine speziell für Kinder entwickelte Plattform bietet, ist die Gefahr, dass Kleinkinder auf ungeeignete Inhalte stoßen, nicht gänzlich gebannt. In der Regel sind die Kinderkanäle der Plattform unbedenklich, doch es gibt immer noch die Möglichkeit, dass Videos mit unangemessenen Inhalten oder Werbung für Produkte abgespielt werden, die für die Zielgruppe unpassend sind.
      4. Suchtgefahr und ungesunde Gewohnheiten: Kleinkinder, die regelmäßig, unbegleitet und ohne Zeitbegrenzungen YouTube-Videos schauen, können eine Abhängigkeit entwickeln. Die ständige Verfügbarkeit von Inhalten, die Überstimulation und fehlende Begleitung machen es schwierig, die Mediennutzung in einem gesunden Rahmen zu halten. Studien haben gezeigt, dass Kleinkinder, die zu viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, ein höheres Risiko haben, später Verhaltensprobleme oder Schlafstörungen zu entwickeln. 

      Wie können Eltern verantwortungsbewusst die Bildschirmnutzung begleiten? 

      Die Medienauswahl für Kleinkinder sollte durch Erwachsene und nicht automatisiert erfolgen. Gerade für junge Kinder reicht ein überschaubares Angebot an Medien und wenige, pädagogisch wertvolle Inhalte aus. Über die Zeiten für die Mediennutzung sollten sich die Eltern einig sein. Die gemeinsame Mediennutzung ist wichtig, um ein sicheres erstes Kennenlernen in der Medienwelt für die Kinder zu ermöglichen. Insbesondere farb- und kontrastarme, langsam geschnittene Videos sind zu empfehlen. Besonders bei Babys und Kleinkindern ist es wichtig, den Medienkonsum stark zu begrenzen, da sie sich in wichtigen kognitiven Entwicklungsphasen befinden. Eltern sollten selbst ein gutes Vorbild in der Mediennutzung sein und in Anwesenheit ihrer Kinder bewusst auf Medien verzichten. Eine ausgewogene Mischung aus digitalen und realen, interaktiven Erlebnissen bleibt der Schlüssel zu einer gesunden Entwicklung der Kinder. 

      5 Tipps für die Bildschirmnutzung von Kleinkindern: 

      1. Bildschirmfrei unter Drei: Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. empfiehlt Kindern bis drei Jahre möglichst keine Bildschirmmedien, besser sind Bilderbücher und Hörspiele oder Musik. Von drei bis sechs Jahren sollten Kinder maximal 30 Minuten pro Tag, aber nicht unbedingt jeden Tag, Medien nutzen. Hierbei sollten sie nicht allein gelassen werden. 
      2. Begleitende Nutzung: Es ist ratsam, Kleinkinder beim Ansehen von Videos zu begleiten, um sicherzustellen, dass die Inhalte wirklich altersgerecht sind, für Fragen ansprechbar zu sein und Emotionen wie Angst, Unsicherheit oder Überforderung direkt aufzufangen. Dabei können Eltern gezielt mit ihren Kindern über das Gesehene sprechen, um die Auseinandersetzung anzuregen. 
      3. Abwechslungsreiche Aktivitäten fördern: Es ist wichtig, dass Bildschirmmedien nicht die einzige Quelle der Unterhaltung für Kleinkinder sind. Mit Freunden spielen, kreative Tätigkeiten oder das gemeinsame Lesen und Singen sollten den Großteil des Alltages der Kinder einnehmen.  
      4. Alternativen zu YouTube: Wer seinen Kleinkindern das ein oder andere Mal dennoch eine Kinderserie näherbringen möchte, sollte werbefreie und pädagogisch wertvolle Angebote, wie zum Beispiel ZDFchen , Kikaninchen oder die Sendung mit dem Elefanten vom WDR einschalten.  
      5. Pädagogische Empfehlungen: Der Ratgeber FLIMMO unterstützt Eltern, bei der Fülle an Angeboten den Überblick zu behalten und altersgerecht auszuwählen. Die Ampel zeigt auf einen Blick, ob ein Film, eine Serie oder ein Kanal auf YouTube für Kinder geeignet ist oder nicht – und wenn ja, ab welchem Alter. Pädagogische Einschätzungen machen deutlich, was Kindern an einem Film oder einer Serie gefällt, was problematisch sein kann und worauf Eltern besonders achten sollten. 

      Oster-Special bei FLIMMO

      Rund um Ostern wird im Fernsehen, bei Streaminganbietern oder in Mediatheken jede Menge geboten. Deshalb hat FLIMMO empfehlenswerte Filme und Serien für jedes Alter zusammengestellt.

      Zum Oster-Special bei FLIMMO