jugendschutz.net-ReportDemokratiefeindliche Propaganda auf Discord gefährdet Jugendliche
Anlass für den Report waren zahlreiche Medienberichte über extremistische Umtriebe, bei denen Discord eine Rolle spielte. So wurde beispielsweise das rechtsextreme Netzwerk „Reconquista Germanica“ über Discord organisiert. Angesichts solcher Vorfälle und aufgrund eigener Monitoring-Arbeit führte jugendschutz.net im Herbst 2023 eine Recherche auf Discord durch. Nach einer Vorsichtung von rund 50 themenspezifischen Servern wurden 14 für die nähere Betrachtung ausgewählt. Untersucht wurde, wie Kinder und Jugendliche dort potenziell mit extremistischem Gedankengut in Kontakt kommen können und welche strukturellen Möglichkeiten Discord für extremistische Kontaktanbahnung eröffnet.
In der Untersuchung konnte jugendschutz.net in öffentlich zugänglichen Discord-Servern Hinweise auf Kontaktaufnahmeversuche zu potenziell radikalisierenden Zwecken feststellen. Ob diese Versuche erfolgreich waren, lässt sich dabei kaum feststellen, da die Kommunikation meist sehr rasch in private Kanäle verlagert wird. Dieses Phänomen ist auch aus dem Bereich Cybergrooming (Kontaktaufnahme mit Kindern, um einen sexuellen Missbrauch vorzubereiten) bekannt. Daher sprich jugendschutz.net auch von „extremistischem Cybergrooming“. Die verbindenden Aspekte zwischen diesen beiden Themenfeldern sind laut dem Report „[...] die des Umschmeichelns oder Verführens, die Ausnutzung der Unerfahrenheit, das Erzeugen von emotionaler Abhängigkeit oder die Vermittlung von Schuld- und Schamgefühlen (etwa gegenüber Gleichgesinnten bzw. der extremistischen Bezugsgruppe).“
jugendschutz.net weist darauf hin, dass es bei Discord zwar Vorsorgemaßnahmen wie Sicherheitseinstellungen und Meldemöglichkeiten gibt. Da ein Großteil der problematischen Interaktionen aber in geschlossenen Kommunikationsräumen stattfindet, müssen Kinder und Jugendliche nach Einschätzung von jugendschutz.net umfangreich gegen Versuche demokratie- und menschenfeindlicher Einflussnahme gewappnet werden.
Auf diese Anzeichen und Mechanismen extremistischer Manipulation können Eltern und Pädagog*innen hinweisen:
- Erwachsene Extremist*innen geben sich online als Gleichaltrige aus, um soziale alterstypische Nähe zu erzeugen.
- Extremist*innen geben gemeinsame, harmlosen Interessen wie zum Beispiel Online-Spiele vor, um den Kontakt- und Beziehungsaufbau zu erleichtern.
- Besonders aufmerksam sollten junge Nutzer*innen werden, wenn versucht wird, Beziehungen über mehrere Social-Media-Dienste hinweg zu vertiefen.
- Nutzer*innen sollten vorsichtig sein, wenn sie zu bestimmten Aktivitäten aufgefordert werden, etwa dem Konsum und dem Weiterverbreiten von Bildern, Videos oder Texten mit unangemessenem Inhalt.
- Kinder und Jugendliche sollten motiviert werden, über fragwürdige Kontaktanbahnungen mit Erziehenden oder Lehrer*innen zu sprechen oder die entsprechenden Personen beim Dienstebetreiber melden.
Im vollständigen Report finden Sie viele weitere Informationen und Beispiele dazu, wie Extremist*innen Discord nutzen, um ihre menschenfeindliche Ideologien zu verbreiten. Unter anderem werden Aspekte wie die unzureichende Moderation auf privaten Discord-Servern und die Verbreitung von herabwürdigenden Inhalten unter dem Vorwand des „schwarzen Humors“ beleuchtet. Der Report steht bei jugendschutz.net zum kostenlosen Download zur Verfügung.