Zusatzstudie JIMplusFake News und Hate Speech im Alltag von Jugendlichen

Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren stoßen regelmäßig auf Fake News und Hate Speech im Netz. Der Hass richtet sich nach Erfahrung der Jugendlichen insbesondere gegen die Sexualität von Menschen sowie gegen das Erscheinungsbild. Dabei nehmen Jugendliche einen deutlichen Einfluss von Hate Speech auf die Gesellschaft und auch das eigene Handeln wahr. Dies sind Ergebnisse der „JIMplus Fake News und Hatespeech“, einer Zusatzstudie zur Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM), die heute veröffentlicht wurde.

Im Rahmen der Sonderbefragung zur Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM) wurden unter anderem vom 8. bis 17. Juni 2022 eine repräsentative Online-Befragung mit Zwölf- bis 19- Jährigen in ganz Deutschland durchgeführt. Ziel war die Erfassung individueller Wege zur Informationsbeschaffung sowie die Wahrnehmung und der Umgang mit Fake News und Hate Speech im Netz. Die Studienergebnisse sind als Chartbericht unter www.mpfs.de abrufbar.

Fake News werden von Jugendlichen als falsche Informationen, die vorsätzlich als wahre dargestellt werden und vor allem im Internet verbreitet werden, definiert. Die Mehrheit der Befragten nimmt Fake News mindestens gelegentlich wahr, besonders in Bezug auf Corona und Personen des öffentlichen Lebens. Ob eine Nachricht stimmt oder nicht, wird vor allem daran gemessen, ob auch andere Quellen darüber berichten. Jede*r Zweite fragt im Zweifel seine Eltern, ob fragwürdige Inhalte stimmen können. Kennzeichnungen, wie ein blauer Haken oder die Zahl der Follower*innen sind für Jugendliche per se eher kein Anzeichen für Glaubwürdigkeit. Wichtig ist die Quelle der Nachricht. Trotz Wahrnehmung von Falschnachrichten, wird selbst aktiv kaum etwas gegen Fake News unternommen. Ignorieren ist die verbeiteste Handlungsstrategie.

Drei Viertel der Jugendlichen nehmen zumindest selten Hatespeech im Internet wahr. Knapp jede*r Fünfte gibt zu, auch selbst schon einmal einen abwertenden oder beleidigenden Post abgesetzt zu haben. Trotz der Relevanz wurde bei einem Viertel der Jugendlichen das Thema Hate Speech in der Schule bislang nicht behandelt. Wie bei Fake News zeigt sich auch bei Hate Speech trotz ausgelöster Emotionen wie Wut, Traurigkeit sowie der Motivation etwas zu unternehmen, dann eine Diskrepanz zur Handlung. Hate Speech wird oft ignoriert, insbesondere wenn niemand aus dem eigenen Bekanntenkreis betroffen ist. Bei Hassrede im persönlichen Umfeld verarbeiten Jugendliche diese am ehesten mit nahestehenden Personen, blockieren Absender*innen oder ignorieren sie.

Angesichts der hohen Alltagsrelevanz dieser Probleme zeigt die vertiefende Untersuchung einerseits die Bedeutung eines kompetenten Umgangs mit problematischen Inhalten im Netz sowie die Förderung von Medienkompetenz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Andererseits aber auch die Verantwortung der Anbieter, Meldestellen und altersgerechte Kommunikationsplattformen einzurichten und selbst aktiv gegen Fake News und Hassrede vorzugehen und deren Verbreitung einzudämmen.

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Die Durchführung der Studie erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).