Hate Speech im Internet
Hate speech oder auch Hassrede im Internet ist leider ein zunehmendes Problem in Deutschland, vor allem in sozialen Medien. So hat eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage ergeben, dass knapp 80% der deutschen Internetnutzer schon einmal Hassrede bzw. Hasskommentare im Internet gesehen haben. Bei jüngeren Internetnutzern (14-24 Jahre) sind es sogar 96% (Quelle: Landesanstalt für Medien NRW, 2018). Doch was ist Hate Speech eigentlich und was kann man dagegen tun?
Der Begriff Hate Speech ist ein politischer Begriff, daher gibt es bislang keine allgemeingültige Definition für das Phänomen. Das NO HATE SPEECH MOVEMENT, das aus einer Initiative des Europarates entstanden ist, definiert Hate Speech wie folgt:
„Als Hassrede bezeichnen wir sprachliche Handlungen gegen Einzelpersonen und/oder Gruppen mit dem Ziel der Abwertung oder Bedrohung aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer benachteiligten Gruppe in der Gesellschaft. Die Person oder Gruppe muss dafür rein zahlenmäßig nicht in der Minderheit sein, andersherum sind Minderheitengruppen nicht automatisch benachteiligt. Beispiele für Hassrede sind für uns Sexismus, (antimuslimischer) Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Neonazismus, Klassismus (Diskriminierung der „niedrigeren“ Schichten), Ableismus (Diskriminierung von Behinderten), Homo- und Transphobie.“ (No Hate Speech Movement, 2018).
Wie sieht Hate Speech eigentlich aus?
Hate Speech gibt es sowohl im realen Leben, z.B. in Form von Schmierereien an Wänden, aber auch und – vor allem – online. Die Bandbreite reicht von beleidigenden Kommentaren unter Fotos oder Zeitungsartikeln bis hin zu koordinierten Aktionen durch spezielle Akteure, die sich nur zum Zweck der Verbreitung von Hass-Kommentaren zusammenschließen. Hate Speech kann Stimmungen im Internet negativ beeinflussen und wird so zur Gefahr für den demokratischen Diskurs. Nicht immer ist es einfach, aber wir alle können direkt oder indirekt etwas gegen Hate Speech tun!
Was kann man aktiv gegen Hate-Speech tun?
Beim Anbieter melden: Hass-Kommentare, Bilder oder jugendgefährdende Inhalte können anhand von Melde-Buttons an die Anbieter gemeldet werden. Diese sind laut dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz dazu verpflichtet, die offensichtlich illegalen Inhalte innerhalb von 24 Stunden zu löschen. Bei Verstoß droht den sozialen Netzwerken eine Buße von bis zu 5 Millionen Euro (Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz, 2017).
Bei jugendschutz.net und der Internetbeschwerdestelle melden: Eindeutig jugendgefährdende Inhalte, wie bspw. rechtsradikale Inhalte, die von den Anbietern nicht gelöscht werden, können zudem bei folgenden Beschwerdestellen gemeldet werden:
Kontern: Counter Speech (Gegenrede) ist in vielfältiger Weise möglich: zum einen kann man aktiv in die Diskussion mit den Hatern eintreten und nach Belegen für angebliche „Fakten“ fragen. Lustige Memes, Videos und Sprüche, die unter Hate-Kommentare gepostet werden, können dabei helfen, ohne lange Diskussion, eine eindeutige Position gegen den Hass zu beziehen und die Stimmung in eine positivere Richtung zu lenken.
Beispiele für Memes zu unterschiedlichen Themen sammelt:www.no-hate-speech.de
Aufklären: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Thema Hate Speech im Unterricht oder in der Sozialen Arbeit aufzugreifen. Die Infografik von handysektor sowie die Funk-Dokumentation über Hater und Trolle „Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“ informieren und bieten Anregungen zur Diskussion. Außerdem bietet klicksafe eine Reihe von Unterrichtseinheiten:
klicksafe Unterrichtsmodul: Was tun bei (Cyber)Mobbing?
- Projekt 7: Löschen - blockieren - melden: Stopp (Cyber)Mobbing! (Seite: 226)
klicksafe Unterrichtsmodul: Ethik macht klick - Werten-Navi fürs digitale Leben
- Projekt 3: Achtung und Fürsorge im Netz: "Station Online-Redaktion" und "Station Hab deine Emotionen im Griff" (ab Seite 81)
- Projekt 4: Wie soll ich mich entscheiden? (Seite 87)
- Projekt 5: Knigge 2.0 (Seite 89)
klicksafe Unterrichtsmodul: Rechtsextremismus hat viele Gesichter
- Arbeitsblatt 9: Zivilcourage - Aufstehen gegen rechtsextreme Meinungsmache "Station: Argumentieren" und "Station: Kreativ sein" (ab Seite 94)
- Zusatz-Arbeitsblatt: "Humor oder Menschenverachtung - Grenzen erkennen!"
Quellenangaben:
- Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz. (2017). Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (Netzwerkdurchsetzungsgesetz – NetzDG). (www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/NetzDG.html, Datum des Abrufs: 16.07.2018)
- Landesanstalt für Medien NRW. (2018). Forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Hassrede im Internet. (www.medienanstalt-nrw.de/foerderung/forschung/abgeschlossene-projekte/forsa-befragung-zur-wahrnehmung-von-hassrede.html, Datum des Abrufs: 16.07.2018)
- Note Hate Speech Movement. (2018). Was ist eigentlich Hate Speech? (www.no-hate-speech.de/de/wissen, Datum des Abrufs: 16.07.2018)
Weitere Informationen:
- www.no-hate-speech.de: Infos zum Thema Hate-Speech und Anregungen zur Gegenrede
- www.das-nettz.de: Infos zum Thema Hate-Speech sowie eine Liste von Initiativen aus dem deutschsprachigem Raum, die sich für eine positive Debattenkultur und gegen Hate Speech einsetzen
- Infografik von handysektor zum Thema Hatespeech (für Jugendliche)
- Informativer Flyer für Jugendliche von Saferinternet.at: Hass im Netz
- Dokumentation von Funk: „Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz“
- Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung: "Hate Speech und Fake News – Fragen und Antworten"
- EU Projekt zum Thema Hate-Speech: SELMA
- Studie: Manifestations of Online Hate Speech Reports on antisemitic, antiziganistic, homophobic and anti-Muslim Hate Speech (International Network Against Cyber Hate (INACH)
- klicksafe Inhalte zum Thema Rechtsradikalismus
- klicksafe Themenbereich: Fake News