Für ein vielfältiges MiteinanderHeute startet der Pride Month

Am 1. Juni beginnt weltweit der Pride Month. Ein Monat, in dem auch in Deutschland LGBTQIA+ Communitys zusammenkommen und feiern. Die bunten Paraden und Partys sollen auch darauf aufmerksam machen, dass Menschen aufgrund Ihrer Genderidentität oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Sie sind Gewalt, Hass und Anfeindungen ausgesetzt – im echten Leben wie auch im Netz.

In den vergangenen Jahren hat sich für Homo-, Bi- und Transsexuelle vieles verbessert: Sie können privat weitgehend offen leben und Lebenspartnerschaften eingehen. Sie können beruflich Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft erreichen. Menschen mit non-binärer Geschlechtsidentität sind zunehmend in den Medien sichtbar. Und das als herabwürdigend kritisierte Transsexuellengesetz soll bald durch ein Selbstbestimmungsgesetz abgelöst werden. Dieses erleichtert trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen die Änderung des Geschlechtseintrags beim Standesamt.

Auf der anderen Seite steigen die Zahlen für Hasskriminalität und Gewaltdelikte aufgrund von Homo- und Transfeindlichkeit. Auch im Netz sind Hass und Hetze gegen queere Menschen (Definition bei Wikipedia) allgegenwärtig. Die Anonymität des Internets macht es leicht, diskriminierende Meinungen zu äußern. Und das Wissen, kaum zur Rechenschaft gezogen zu werden, trägt zu einer enthemmten Stimmungsmache bei.

So werden LGBTQIA+ (Definition bei Wikipedia) in Posts und Memes lächerlich gemacht, ihre Lebensweise wird in Kommentarspalten als abartig und ekelhaft beschimpft. Reichweitenstarke queer-freundliche Hashtags werden gekapert und für Hasstriaden genutzt. Gesetze wie „Don’t say gay“ in Florida lösen Wellen des Hasses aus, die im Internet keine nationalen Grenzen kennen. Und manchmal geht es so weit, dass queere Menschen direkt bedroht und eingeschüchtert werden.

Dahinter stehen nicht selten religiös-fundamentalistische, rechtspopulistische oder rechtsextreme Gruppen und Personen. Sie wissen die Möglichkeiten des Internets für ihre Propaganda zu nutzen und stilisieren Menschen mit non-binärer (Definition bei Wikipedia) Geschlechtsidentitäten zu einer vermeintlichen Bedrohung.

Gefährdung von Jugendlichen

Jugendliche befinden sich in einer Entwicklungsphase, in der sie gerade erst herausfinden, wer sie sind und wie sie leben wollen. Dadurch sind sie als Individuum besonders gefährdet, zur Zielscheibe von Abwertung, Anfeindung und Gewalt zu werden. Der Übergang zu Cybermobbing ist dabei fließend.

Aber auch die Hetze, die sich gegen LGBTQIA+ als Gruppe richtet, kann Jugendliche in ihrer Entwicklung einschränken. Wenn die Vorstellung von Ungleichwertigkeit in die eigene Weltanschauung übernommen wird, ist eine freie Entfaltung der eigenen Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung kaum noch möglich.

Besonders für Jugendliche jenseits von cis-Geschlechtlichkeit (Definition bei Wikipedia) und hetero-normativer (Definition bei Wikipedia) Sexualität spielt das Internet eine große Rolle: Dort finden sie Infos, die in ihrem Umfeld wenig bis gar nicht verfügbar sind. Sie können sich selbst in einer schützenden Anonymität ausprobieren und mit anderen queeren Jugendlichen in Kontakt treten. Viele finden dort Bestätigung, Verständnis und Ermutigung und können offener sein als in ihrem analogen Lebensumfeld.

Feiern gegen Hass und Hetze

Es ist noch ein langer Weg, bis die vollständige Gleichberechtigung und Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen erreicht ist. Alle können sich solidarisch zeigen für ein buntes, tolerantes, vielfältiges und demokratisches Miteinander – nicht nur, aber ganz besonders im Juni!

→ csd-deutschland.de/events

Aktiv gegen Hate Speech

Kein Mensch sollte Hass und Gewalt ausgesetzt sein. Das gilt in besonderem Maß für Kinder und Jugendliche. Wenn uns Hate Speech im Netz begegnet, gibt es viele Möglichkeiten, aktiv dagegen vorzugehen. Das gilt sowohl für Betroffene als auch als für Zeug*innen. 

  • Sei mutig!
    Hater*innen und Dauer-Störer*innen (sogenannte Trolle) dürfen in Sozialen Medien nicht dafür sorgen, dass sich Heranwachsende aus Angst vor Gewalt zurückziehen. Beziehe Position für ein weltoffenes und respektvolles Miteinander. Weise andere darauf hin, wenn du das, was sie posten, für diskriminierend hältst. Achte dabei auf die Netiquette und einen fairen Umgangston. Manchmal hilft auch Humor, um absurde Argumente zu entlarven.
  • Schütze dich!
    Achte beim Umgang mit Hasskommentaren auf deine Kraft und deine Grenzen - es ist schließlich deine Lebenszeit. Wenn jemand einfach weiter hetzt, obwohl Du dich auf eine Diskussion eingelassen hast, dann verabschiede Dich freundlich. Und wenn dir Beiträge von Trollen zu nahe gehen, ist Löschen oder Blocken angesagt.
  • Setze Grenzen!
    Lösche Beleidigungen und Bedrohungen als Moderator*in einer Seite. Blocke Personen, die sich bewusst rassistisch äußern. Streiche sie von deiner Freundesliste. Melde Hasskommentare bei Betreibern der Seite, damit diese gelöscht werden. Vergiss dabei nicht, Beweise in Form von Screenshots mitzuliefern. Aussagen, die zu Gewalt aufrufen, sind gesetzlich verboten und können polizeilich geahndet werden. Wenn Du nicht selbst Anzeige erstatten willst, helfen Dir die Meldestellen www.jugendschutz.net oder www.internet-beschwerdestelle.de weiter.
  • Hole dir Hilfe!
    Wenn du unsicher bist oder wenn Du angefeindet wirst, sprich mit Freunden, Eltern oder anderen vertrauten Personen und hole dir Unterstützung. Auch bei diesen Initiativen findest du Hilfe: No Hate Speech Movement, HateAid, #NetzCourage, Nummer gegen Kummer e.V., Juuuport (für Jugendliche).

Präventive Maßnahmen

Und was können wir tun, um homo- und transfeindliche Hate Speech im Vorfeld einzudämmen?

  • Schaffung von Erfahrungsräumen:
    Jugendliche brauchen Erfahrungsräume, um eine sachliche, offene und wertschätzende Debattenkultur zu entwickeln. Dazu gehören echte Angebote zur Mitgestaltung ihrer (digitalen) Lebenswelt, durch die sie den Wert demokratischer Prozesse erleben können.
  • Vermittlung von Medienkompetenz:
    Jugendliche sollten Mittel und Möglichkeiten kennen, wie man sich kritisch und selbstbestimmt im Netz bewegt. Dazu gehören unter anderem der Schutz persönlicher Daten und Bilder, Einordnung und Überprüfung von Informationen sowie Kontaktrisiken.
  • Geschlechtersensible Pädagogik:
    Auch eine geschlechtersensible Pädagogik, die Genderfragen und Sexualität in den Blick nimmt, kann einen wichtigen Baustein zur Prävention von Hate Speech liefern.
  • Abbau von Diskriminierung im alltäglichen Leben:
    Pädagogische Fachkräfte und Eltern sollten die inhaltliche Auseinandersetzung suchen. So lassen sich alltägliche Diskriminierungsstrukturen aufbrechen, die den Nährboden für homo- und transphobe Hate Speech liefern.

Weitere Informationen und hilfreiche Materialien von klicksafe

Weiterführende Informationen zum Thema Hate Speech finden Sie im Themenbereich und in folgenden klicksafe-Materialien: