Ist die Google-Filterblase geplatzt?

Der Abschlussbericht des Forschungsprojektes „#Datenspende: Google und die Bundestagswahl 2017“ wurde am 25. Juli veröffentlicht und zeigt, dass die Personalisierung von Google-Suchergebnissen geringer ist, als bisher befürchtet.

Wer sieht was bei einer Google-Recherche zu politischen Themen? Inwieweit wird bei den gezeigten Ergebnissen personalisiert? Und spielt die Region, aus der die Suchanfragen kommen, eine Rolle? Die vielzitierte Filterblase ist geringer als angenommen – das ist zusammengefasst die Antwort auf diese Fragen, die aus dem heute veröffentlichten Abschlussbericht des Forschungsprojekts „#Datenspende: Google und die Bundestagswahl 2017“ hervorgeht. Unter Federführung der bayerischen Landesmedienanstalt (BLM) hatten die Landesmedienanstalt für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz und vier weitere Landesmedienanstalten die Informatik-Professorin Katharina Zweig von der Technischen Universität Kaiserslautern in Kooperation mit der gemeinnützigen Initiative für die Kontrolle algorithmischer Entscheidungsfindung AlgorithmWatch mit einer Datenanalyse beauftragt.

Sucht man mit Google nach den Namen von Parteien, zeigt die erste Suchergebnisseite vor allem Webseiten, deren Inhalte die Parteien selbst kontrollieren. Bei 34 Prozent der Treffer handelt es sich unmittelbar um Webseiten von Parteien, Parteiangehörigen oder Ortsvereinen und -verbänden. Weitere 17 Prozent der Suchergebnisse sind Social-Media-Profile der Parteien. Medienangebote machen demgegenüber 26 Prozent der Ergebnisse bei der Google-Suche nach Parteien aus. Wenn die Ergebnisse Schlagzeilen enthalten, stammen sie zu 80 Prozent von den Webseiten deutscher Printmedienanbieter. Nachrichten von Anbietern, deren einziger Verbreitungsweg das Internet ist, machen 12 Prozent der Google-Schlagzeilen aus, Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Anstalten vier Prozent.

Sowohl bei der Recherche nach Politikern, als auch bei der Suche nach Parteien erhalten die Nutzer viele Übereinstimmungen in den Ergebnislisten. Die Ergebnisse nach Parteien weisen zwar – im Unterschied zu denen nach prominenten Politikern – zunächst etwas weniger Ähnlichkeiten auf. Berücksichtigt man jedoch die stärkere Regionalisierung der Google-Suchergebnisse, etwa durch Webseiten von Ortsverbänden der Parteien, bleibt hier ebenfalls eine große Übereinstimmung. „Die Studie von Frau Prof. Zweig ist ein wichtiger Einstieg. Erstmals konnte festgehalten werden, dass es keine relevanten Anzeichen für eine Personalisierung der Suchergebnisse bei Google im Hinblick auf politikbezogene Suchanfragen gibt. Die vielbeschworene Filterblase konnte nicht festgestellt werden. Das ist aber kein Anlass, sich beruhigt zurückzulehnen“, so der Appell von LMK-Direktor Dr. Marc Jan Eumann. „Die Studie hat gezeigt, dass Analysen der Wirkungen von Algorithmen möglich sind, ohne dass die Intermediäre diese Algorithmen detailliert offenlegen müssen. Nun gilt es, solche Untersuchungen auch bei anderen Intermediären und zudem in gewisser Regelmäßigkeit durchzuführen. Wenn dies flankiert wird durch die Aufnahme entsprechender Mitwirkungs- und Transparenzverpflichtungen im kommenden Rundfunkstaatsvertrag, werden die Landesmedienanstalten die Sicherung der freien Meinungsbildung auch bei Informationsintermediären durchsetzen können.“

Das Forschungsprojekt „#Datenspende: Google und die Bundestagswahl 2017“ wurde neben der LMK von den Landesmedienanstalten Bayern (BLM, federführend), Berlin-Brandenburg (mabb), Hessen (LPR Hessen), Saarland (LMS) und Sachsen (SLM) finanziert.

 

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