Neue Studie der Medienanstalt NRWKinder sehen früher Pornos und senden häufiger Sexting-Nachrichten
Kinder und Jugendliche kommen heute schon deutlich vor ihrer Volljährigkeit mit Pornos in Kontakt. Und: Sie stellen immer öfter selbst pornografisches Material her und verschicken es. Das Phänomen nennt sich Sexting und wurde in der repräsentativen Umfrage der Medienanstalt NRW, bei der knapp 3.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 11-17 Jahren befragt wurden, ebenso aufgegriffen, wie ihre Erfahrungen mit Pornos.
Die Umfrage wurde erstmals 2023 durchgeführt. 2024 geben deutlich mehr Kinder und Jugendliche an, bereits einen Porno gesehen zu haben (2024: 42%, 2023: 35%). Diese Zunahme ist nur bei den bei 11-13-jährigen Jungen und Mädchen zu verzeichnen (von 19% (2023) auf 26% (2024)). Bei den 14-17-jährigen Mädchen ist es abnehmend (von 45% (2023) auf 42% (2024)), bei den Jungen gleich geblieben (59%).
Dabei überrascht besonders, in welch jungem Alter der Erstkontakt mit Pornos erfolgt – und zwar meist im Alter von 12 bis 15 Jahren. Der Kontakt geschieht häufig unfreiwillig bzw. zufällig. Diese Altersspanne entspricht der gleichen wie beim ersten Sexting. Und es fällt den allermeisten Kindern und Jugendlichen schwer, das Gesehene einzuordnen. Nur gut ein Viertel der Befragten (28%), die einen Porno gesehen haben, bewerten Pornos als unrealistisch, 2023 lag der Wert noch höher bei etwa einem Drittel (2023: 33%).
Gibt es einen Zusammenhang zwischen frühem Pornokonsum und Sexting?
Einen kausalen Zusammenhang zwischen frühem Pornokonsum und dem Kontakt mit selbsterstelltem pornografischem Material, also Sexting, kann zwar nicht nachgewiesen werden. Der Verdacht liegt jedoch nahe. Fast die Hälfte der Befragten (42%), die angaben, einen Porno gesehen zu haben und zu sexten, gaben an, sich durch Pornos für ihr Sextingverhalten inspirieren zu lassen. Die Befragten lassen also das, was sie in Pornos entdecken, in ihr eigenes Verhalten einfließen.
2024 gibt ein Viertel der Befragten an, bereits eine Sexting-Nachricht erhalten zu haben (2024: 25%, 2023: 21%). Auch hier geschieht der Kontakt nicht zwingend freiwillig, mehr als drei Viertel davon (79%) haben die Nachricht unaufgefordert erhalten. Außerdem sind die Empfängerinnen und Empfänger von Sexting-Nachrichten den Versendenden häufig nicht persönlich bekannt. Befragte senden häufiger Sexting-Nachrichten an Personen, die sie nicht persönlich kennen (2024: 27%, 2023: 11%). Gleiches gilt für die Weiterleitung von Pornos (2024: 28%, 2023: 6%), hier ist ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen. Ein möglicher Grund ist, dass Kinder und Jugendliche unvorsichtiger werden. Der signifikante Ausbau der Dominanz von WhatsApp als Sexting-Plattform (2024: 68%, 2023: 57%) legt die Vermutung nahe, dass es durch die Funktion des Gruppenchats einen generellen Anstieg an Kommunikation mit Personen gibt, die nicht persönlich bekannt sind. Ein Umstand, der möglicherweise nicht jedem Elternteil oder jeder Lehrkraft klar ist – und der einmal mehr nach Lösungen durch die Plattformindustrie verlangt.
Die vollständige Studie finden Sie hier zum Download.
Klären Sie über Pornografie im Netz auf – klicksafe hat die passenden Materialien
Gemeinsam mit zahlreichen Partner*innen in ganz Deutschland haben wir unter dem Motto „Let’s talk about Porno“ umfangreiche Aktionen und Angebote für Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte rund um Pornografie und sexuelle Aufklärung im Netz am Safer Internet Day 2024 vorgestellt.
Für Eltern:
- Infoblatt: Das Infoblatt „Voll Porno! Wie spreche ich mit meinem Kind über pornografische Inhalte im Netz?“ liefert Eltern hilfreiche Tipps zu technischen Geräteeinstellungen, Möglichkeiten zur Gesprächseröffnung zum Thema Porno-Konsum, rechtlichen Grenzen und Hinweise zu Meldestellen.
Für Jugendliche:
- Wissens-Quizze: Die neuen klicksafe-Quizze vermitteln Jugendlichen ab 14 Jahren Wissen über „Porno-Mythen“ und „Sex, Diversity und Porno“.
- Infokarten-Set: In fünf Infokarten erhalten Jugendliche Hilfe bei verstörenden Inhalten, lernen eigene Grenzen wahrzunehmen, Porno-Mythen zu reflektieren und können gute Angebote zum Thema Sexualaufklärung kennenlernen.
Für den Schulunterricht und die außerschulische Jugendarbeit:
- Lehrmaterial: Das vollständig überarbeitete klicksafe-Handbuch „Let's talk about Porno. Sexualität. Identität und Pornografie“ wurde in Zusammenarbeit mit pro familia München entwickelt. Es beinhaltet sowohl Hintergrundinformationen für Lehr- und Fachkräfte als auch konkrete Praxisprojekte und Arbeitsblätter zu den inhaltlichen Bausteinen „Leben in der Pubertät“, „Schönheitsideale unserer Gesellschaft“, „Pornografie im Netz“, „Sexualisierte Gewalt und digitale Grenzverletzungen“.
- Video: Straßenumfrage „Let’s talk about Porno“. klicksafe hat gefragt: Ist Porno gucken okay? Wann sind Sie das erste Mal mit Pornografie in Berührung gekommen? Wie werden Frauen und Männer in Pornos dargestellt? Und wie stehen Sie dazu, wenn junge Menschen unter 18 Jahren schon mit solchen Inhalten in Berührung kommen?