Mehr Schutz für Kinder und Jugendliche im NetzNeue EU-Leitlinien und Altersverifikations-App vorgestellt

Die EU-Kommission hat neue Leitlinien zum Schutz Minderjähriger veröffentlicht – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Sicherheit junger Menschen im digitalen Raum. Die Leitlinien schaffen für Online-Plattformen weitere Klarheit darüber, wie sie die Vorgaben aus dem Digital Services Act (DSA) umsetzen müssen. Ein neues System zur Altersverifikation soll außerdem das altbekannte Problem lösen, dass viele sinnvolle Schutzmaßnahmen durch falsche Altersangaben kinderleicht umgangen werden können.

Wie wurden die Leitlinien entwickelt und was steht darin?

Die Leitlinien wurden über den Zeitraum von ca. einem Jahr von der EU-Kommission entwickelt. Dabei wurden die Zivilgesellschaft sowie insbesondere Kinder und Jugendliche in den Prozess eingebunden. Auch insgesamt 13 Jugendliche unseres klicksafe Youth Panels waren beteiligt. Im Rahmen eines sogenannten „Call for Evidence“ konnte der Kommission beispielsweise mitgeteilt werden, welche Aspekte sie bei der Erstellung der Leitlinien beachten sollte. Alle 174 Antworten auf diesen „Call for Evidence“ sind online abrufbar.

Von Mai bis Juni 2025 gab es eine „Öffentliche Konsultation“ zu den Leitlinien. Das bedeutet, der Entwurf der Leitlinien konnte online abgerufen werden und alle Bürger*innen konnten Feedback dazu geben, ob die Leitlinien sinnvoll sind oder Änderungen oder Ergänzungen vorschlagen. Insgesamt gingen 331 Rückmeldungen im Rahmen der öffentlichen Konsultation zu den Leitlinien ein, die auch alle online abrufbar sind.

Die aus diesem Prozess hervorgegangenen Leitlinien umfassen 65 Seiten und können hier heruntergeladen werden. Um einen Eindruck davon zu vermitteln, mit welchen Themen sich die Leitlinien beschäftigen, haben wir einige Punkte exemplarisch herausgegriffen.

  • Süchtig machende Funktionen sollen eingeschränkt werden
    Plattformen werden aufgefordert, bei Kindern und Jugendlichen auf manipulative Designelemente wie „Streaks“ (z. B. bei Snapchat) oder Lesebestätigungen in Chats zu verzichten – um den Druck zu senken, ständig online zu sein.
  • Stärkere Werkzeuge gegen Cybermobbing
    Junge Nutzer*innen sollen einfacher blockieren oder stummschalten können. Gruppenbeitritte sollen nur mit ihrer ausdrücklichen Zustimmung möglich sein. Außerdem: Inhalte von Minderjährigen dürfen nicht einfach gespeichert oder geteilt werden – zum Schutz ihrer Privatsphäre.
  • Mehr Kontrolle über Inhalteempfehlungen
    Kinder sollen selbst entscheiden können, was sie sehen wollen – und was nicht. Wenn sie bestimmten Content ablehnen, soll dieser nicht erneut vorgeschlagen werden. Der Algorithmus soll ihrer Entscheidung folgen, nicht umgekehrt.
  • Standardmäßig private Profile für Minderjährige
    Um unerwünschte Kontaktaufnahmen zu verhindern, sollen Profile von Kindern und Jugendlichen automatisch auf „privat“ gestellt werden – nicht öffentlich sichtbar für Fremde.

Was plant die EU in Bezug auf Altersverifikation?

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Leitlinien hat die EU-Kommission auch einen Prototyp für eine Altersverifikations-App vorgestellt. Diese wurde so entwickelt, dass das zugrundeliegende System datenschutzfreundlich ist und ohne die Offenlegung persönlicher Daten funktioniert. Auf dieser Webseite wird erläutert, wie der Altersnachweis funktioniert und wie gewährleistet wird, dass keine personenbezogenen Daten der Nutzenden gesammelt werden.

Wichtig für alle Personen in Deutschland: Es handelt sich zunächst nur um einen Prototypen, der in den kommenden Monaten in Dänemark, Griechenland, Spanien, Frankreich und Italien getestet wird. Es gibt bisher keine Informationen dazu, wann das Altersverifikationssystem auch in Deutschland verfügbar sein soll. Vermutlich wird dies bis spätestens Ende 2026 der Fall sein, da bis dahin auch das sogenannte European Digital Identity Wallet (eID) umgesetzt werden soll.

Ist eine Altersverifikation im Internet sinnvoll?

Zuverlässige Altersverifikation spielt im Kinder und Jugendmedeinschutz eine wichtige Rolle. Zum einen, wenn es darum geht, für Kinder den Zugang zu absolut unzulässigen Inhalten wie Pornografie zu unterbinden. Allerdings bedeutet Altersverifikation nicht nur einen Ausschluss von bestimmten Angeboten. Altersverifikation kann Kindern auch die sichere Teilnahme an der Online-Welt ermöglichen.

Zum Beispiel durch altersdifferenzierte Zugänge auf Social-Media-Portalen. Denn nur, wenn der Anbieter des Dienste weiß, welcher Account von einem Kind genutzt wird, können altersdifferenzierte Schutzmaßnahmen ihre Wirkung entfalten. So können die Accounts von Kindern zum Beispiel von Anfang an auf privat gestellt und besonders gefahrenbehaftete Funktionen wie Livestreams deaktiviert werden. In diesem Fall schließt Altersverifikation Kinder nicht von der Teilnahme an der digitalen Welt aus, sondern ermöglicht ihnen im Gegenteil eine möglichst sichere und positive Nutzung von digitalen Diensten.

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