Neuer Bericht von jugendschutz.net: Pandemie verschärft Gefahren für Kinder im Netz

Gefährliche Challenges, drastische Gewalt, Hass und Verschwörungstheorien: In der Corona-Krise haben sich die Risiken für junge Menschen im Netz verschärft. Vor allem bei der Nutzung von Messengern, Sozialen Netzwerken und Onlinespielen werden Kinder und Jugendliche mit Inhalten konfrontiert, die sie gefährden oder beeinträchtigen. Melden User*innen Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen, reagieren viele Betreiber*innen von Diensten unzureichend. Auch verlässliche Ansätze, die vor Interaktionsrisiken schützen, sind Mangelware. Dies zeigt der aktuelle Jahresbericht von jugendschutz.net.

„Die Pandemie hat dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche häufiger und länger online sind. Sie spielen, kommunizieren und amüsieren sich bei TikTok, Instagram oder YouTube. Gerade dort sind Gefahren nur einen Klick entfernt“, sagt Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net. „Sexueller Anmache, rassistischer Hetze, Verletzungen der Privatsphäre – all dem sind schon Kinder im Netz ausgesetzt.“

Der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), Dr. Marc Jan Eumann, betont in diesem Zusammenhang die zentrale Rolle des technischen Kinder- und Jugendschutzes: „Die KJM hat in den vergangenen Jahren mehr als 70 Programme zur Altersprüfung positiv bewertet. Diese Systeme sind ein wichtiger Baustein. Denn sie stellen sicher, dass Kindern und Jugendlichen keine gefährdenden Angebote zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig gibt es noch viel Luft nach oben: Viele Anbieter nutzen bereits Machine Learning und Hash-Verfahren zur automatischen Bilderkennung. Warum werden diese Mechanismen nicht noch besser zum Schutz von Kindern und Jugendlichen von allen relevanten Akteur*innen umgesetzt?“

jugendschutz.net registrierte im Jahr 2020 insgesamt 5.056 Verstoßfälle (2019: 6.950), 55 % davon in Social-Media-Angeboten. Den größten Anteil nahmen erneut mit 41 % Darstellungen sexualisierter Gewalt ein (2019: 37 %). 21 % der Verstöße waren dem Phänomen Politischer Extremismus zuzuordnen, 14 % entfielen auf Pornografie, gefolgt von Selbstgefährdung (12 %), Gewalt (9 %) und Cybermobbing (3 %).

Der vollständige Jahresbericht von jugendschutz.net steht hier zum Download bereit.

Hintergrundinformationen zu jugendschutz.net

jugendschutz.net fungiert als das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt darauf hin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können. Finanziert wird jugendschutz.net von den Obersten Landesjugendbehörden, den Landesmedienanstalten und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

jugendschutz.net nimmt Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz entgegen. Verstöße im Netz können hier gemeldet werden.