Report von jugendschutz.netSexuelle Belästigung von Kindern in Social Media

Social-Media-Dienste bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich selbst zu inszenieren. Über Storys und Livestreams auf Instagram oder TikTok geben sie anderen Nutzer*innen Einblicke in ihr Leben. Eine aktuelle Recherche von jugendschutz.net zeigt: Minderjährige werden dabei immer wieder mit sexuell belästigender Kommunikation konfrontiert.

Beiträge, LIVES oder Stories – TikTok und Instagram bieten unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu inszenieren und mit anderen Nutzer*innen zu interagieren. Eine Recherche von jugendschutz.net zu diesen beiden Plattformen zeigt: Kinder und Jugendliche erfahren dort selbst sexuelle Belästigung oder werden mit sexueller Belästigung anderer Nutzer*innen konfrontiert.

Sexuell belästigende Kommunikation wird von jugendschutz.net definiert als „einseitige und unerwünschte Ansprache mit sexuellem Bezug, die meist unvermittelt auftritt und unangemessen erscheint“. Für Kinder und Jugendliche können Belästigungen dieser Art entwicklungsbeeinträchtigend oder gar schwer jugendgefährdend sein.

Beispiele für sexuell belästigende Kommunikation aus dem Report:

  • Andeutung sexuellen Interesses, z.B. „ich find dich sexy“ gegenüber einem Kind.
  • Sexualisierte oder zweideutige Ansprache ohne explizite Termini, z.B. „meiner ist 13,5 cm“.
  • Zeigen sexuellen Interesses durch eindeutige grafische, degradierende Sprache oder Darstellungen.
  • Thematisierung sexueller Fetische, z.B. „ich will deine Füße lecken“.
  • Fragen nach Sextreffen.
  • Unerwünschte Zusendung sexueller Inhalte.

Sexuell belästigende Kommentare bei TikTok LIVEs und Instagram

Bei TikTok beobachtete jugendschutz.net sexuell belästigende Kommunikation vor allem in Livestreams Minderjähriger. Obwohl die LIVE-Funktion nur für Nutzer*innen ab 16 Jahren und mit mindestens 1000 Follower*innen angeboten wird, präsentieren sich dort immer wieder auch deutlich jüngere Nutzer*innen. Neben sexualisierten Kommentaren gab es konkrete Aufforderungen, sich auszuziehen oder an sexualisierten Challenges teilzunehmen. (Hinweis: Seit November 2022 ist ein Livestream auf TikTok nur noch für User*innen möglich, die nach eigenen Angaben älter als 18 Jahre sind.)

Bei Instagram waren innerhalb der Recherche vor allem kinder- und jugendaffine Creator*innen von sexuell belästigender Kommunikation betroffen. Sexuelle Belästigungen finden sich dort insbesondere unter den geposteten Beiträgen. So kommen minderjährige User*innen mit unangemessenen Textinhalten in Kontakt, ohne selbst direkt angesprochen zu werden.

Ein Dunkelfeld stellen sexuelle Inhalte über Direktnachrichten dar. Sowohl bei Instagram wie auch bei TikTok spielen Direktnachrichten eine große Rolle. Es wird davon ausgegangen, dass diese Funktion häufig genutzt wird, um in einen sexualisierten Kontakt mit Kindern und Jugendlichen zu treten.

Die komplette Recherche von jugendschutz.net sowie Informationen dazu, wie die Dienste auf gemeldete Inhalte reagierten, finden Sie hier:

Wie kann ich Kinder vor sexueller Belästigung schützen?

  1. Sicherheitseinstellungen vornehmen: Die von jugendschutz.net untersuchten Plattformen TikTok und Instagram bieten Schutzmechanismen, um sexuelle Belästigung zu verhindern oder zu erschweren. Diese funktionieren allerdings nur, wenn die Accounts korrekt eingestellt sind. Eine große Rolle spielt dabei die wahrheitsgemäße Angabe zum Geburtsdatum. Denn die Accounts sind je nach Alter der Nutzer*innen unterschiedlich sicher eingestellt. Weitere Informationen zu den Sicherheitseinstellungen haben wir in den Themenbereichen zu Instagram und TikTok zusammengestellt.
  2. Melde-, Lösch- und Blockierfunktion nutzen: Der Report von jugendschutz.net stellt fest, dass sowohl TikTok als auch Instagram ein „jederzeit erreichbares und leicht handhabbares“ Meldesystem anbieten. Kinder und Jugendliche sollten für Grenzverletzungen sensibilisiert werden, damit sie diese erkennen können. Und sie sollten über die Melde- und Blockierfunktionen der Dienste Bescheid wissen, um diese nutzen zu können. Informationen zu diesen Funktionen gibt es bei saferinternet.at in denPrivatsphäre-Leitfäden zu Instagram und TikTok.
  3. Vertrauensperson sein: Kinder und Jugendliche benötigen Vertrauenspersonen, die bei Problemen mit Rat und Tat unterstützen können. Dazu ist es notwendig, sich für die Online-Aktivitäten von Kindern zu interessieren und in einem regelmäßigen Austausch zu stehen. Bei sensiblen Themen wie sexueller Belästigung kann es auch sinnvoll sein, wenn Kinder und Jugendliche anonym und unverbindlich Hilfe und Rat suchen können. Daher ist es sinnvoll, Kindern frühzeitig mit Hilfsangeboten vertraut zu machen. In unserem Themenbereich Cybergrooming haben wir viele Hilfsangebote für Kinder und ihre Angehörigen aufgeführt.