Auswertung der BIK+ StrategieSo schützt die EU Kinder und Jugendliche im Internet

Seit drei Jahren schützt die europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder (BIK+) Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt. Nun wurde eine erste umfassende Untersuchung der Strategie veröffentlicht. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass die Maßnahmen der Strategie auch wirksam sind. Für die Untersuchung wurden mehr als 750 Kinder und Jugendliche sowie mehr als 360 Erwachsene aus ganz Europa befragt. Darunter waren pädagogische Fachkräfte, Eltern sowie Vertreter*innen aus der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft, der Industrie und der Politik. Auch klicksafe hat die Untersuchung durch die Befragung von Jugendlichen in Deutschland unterstützt.

Mit der europäischen Strategie für ein besseres Internet für Kinder (BIK+-Strategie) setzt sich die Europäische Union für die Schaffung eines digitalen Umfelds ein, in dem Kinder und Jugendliche online geschützt, gestärkt und respektiert werden. Die am 11. Mai 2022 verabschiedete Strategie baut auf zwei Jahrzehnten EU-Maßnahmen auf, die darauf abzielen, sichere und altersgerechte Online-Erfahrungen zu fördern.

Die erste Untersuchung der BIK+-Strategie gibt wichtige Einblicke in die Fortschritte und Erfolge sowie in verbesserungswürdige Bereiche. Auf Grundlage von Interviews mit 759 Kindern und Jugendlichen sowie von Beiträgen von 59 Expert*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik in ganz Europa, zeichnet dieser Bericht ein umfassendes Bild der Erfolge der Strategie und beleuchtet aufkommende Herausforderungen. Die Stimmen von Kindern und Jugendlichen, einschließlich derer aus sozial benachteiligten Verhältnissen, waren für die Auswertung von besonders großem Interesse. Weitere Erkenntnisse wurden durch Gespräche mit 170 Lehrkräften und Erzieher*innen sowie 133 Eltern aus ganz Europa gewonnen.

Junge Menschen beteiligen und auf ihre Bedürfnisse eingehen

Im Rahmen der Interviews begrüßten Kinder und Jugendliche zwar die Bemühungen, sicherere Online-Räume zu schaffen. Sie wiesen aber auch auf anhaltende Probleme hin, wie z. B. die Gefährdung durch schädliche Inhalte, Online-Betrug und Verletzungen der Privatsphäre. Viele forderten klare, leichter zugängliche Meldemöglichkeiten und einfache Datenschutzrichtlinien, insbesondere für jüngere Nutzer*innen und Menschen mit Behinderung. Die Untersuchung ergab auch, dass junge Menschen sehr daran interessiert sind, stärker in die Gestaltung des digitalen Umfelds einbezogen zu werden. Etwa bei der Gestaltung der Plattformen oder bei politischen Entscheidungen auf nationaler und EU-Ebene.

Die digitale Befähigung ist eine der wichtigsten Aufgaben geworden. Die jungen Teilnehmenden sprachen sich für mehr praktische, altersgerechte Bildung aus. Dazu gehören ihrer Meinung nach auch Themen aus den Bereichen Medienkompetenz, Datenschutz und verantwortungsvoller Umgang mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) in den Unterricht zu integrieren.

Mehr Unterstützung für Bezugspersonen

Lehrkräfte und Eltern wiederholten viele der von Kindern geäußerten Bedenken. Sie räumten aber auch ein, dass sie selbst mehr Unterstützung bei der Bewältigung digitaler Risiken bräuchten. Viele der befragten Erwachsenen äußerten den Wunsch nach einer intensiveren Vermittlung von Medienkompetenz, mehr Orientierungshilfen zu neuen Technologien wie KI und besseren Hilfsmitteln zur Unterstützung ihrer Rolle als Bezugspersonen.

Die Expert*innen wiesen auf bestehende Schwachstellen hin, die behoben werden müssten. Dazu gehöre die Notwendigkeit von Längsschnittuntersuchungen zu den Online-Erfahrungen von Kindern, eine einheitlichere Regulierung in den europäischen Mitgliedstaaten und stärkere bereichsübergreifende Zusammenarbeit.

Empfehlungen für weitere Schritte

Auf der Grundlage der Ergebnisse nennt der Bericht weitere Maßnahmen, die von der EU-Kommission, den Mitgliedstaaten und der Industrie ergriffen werden können. Dazu zählen:

  • Vereinfachung der Meldemöglichkeiten: Sicherstellung einer kinder- und elternfreundlichen Gestaltung der Meldefunktionen auf allen Plattformen mit klaren Anweisungen und Informationen zur Weiterverfolgung.
  • Verbesserung der Medienbildung: Verankerung von Medienkompetenz, KI-Erziehung und digitaler Resilienz in den Lehrplänen sowie die Gewährleistung einer staatlich geförderten Lehrerausbildung und zugänglicher Informationsmaterialien für Eltern.
  • Förderung der Jugendbeteiligung: Schaffung dauerhafter Möglichkeiten der direkten Beteiligung für Kinder und Jugendliche, z. B. durch Jugendbeiräte wie das klicksafe Youth Panel.
  • Unterstützung von Familien und Erziehenden: Förderung von Peer-to-Peer- und generationsübergreifenden Lernmodellen sowie Unterstützung und Aufklärung durch Angebote wie z.B. klicksafe.
  • Brückenschlag zwischen Politik und Praxis: Stärkere Abstimmung der Strategien und Gesetzgebungen auf nationaler und EU-Ebene und mehr bereichsübergreifende Verantwortlichkeiten.

Blick in die Zukunft

Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass die BIK+-Strategie bereits eine spürbare Wirkung erzielt hat. Durch die schnellen technischen Weiterentwicklungen braucht es allerdings nachhaltige Maßnahmen. Der Bericht unterstreicht, dass die Schaffung eines besseren Internets nicht nur eine Frage des Kinderschutzes ist, sondern auch eine Frage der Beteiligung, der Bildung und der gemeinsamen Verantwortung.

Weiterhin sollen die Stimmen von Kindern, Familien und Erziehenden bei der Gestaltung der Politik und der Plattformen von morgen im Mittelpunkt stehen. Die in der Auswertung vorgestellten Empfehlungen bieten einen wichtigen Fahrplan für die Stärkung der BIK+-Strategie, um weiterhin den Bedürfnissen der jüngsten digitalen Bürger*innen Europas gerecht zu werden.

Den 80-seitigen Report in englischer Sprache können Sie hier herunterladen: