jugendschutz.net Jahresbericht 2021Virulente Gefahren für Kinder und Jugendliche im Netz

Gewalt, Extremismus, Pornografie: Wenn junge User*innen beliebte Internetdienste nutzen, sind sie schnell beeinträchtigenden Inhalten ausgesetzt. Interaktionsmöglichkeiten im Netz bringen zudem das Risiko mit sich, Opfer von Mobbing oder sexueller Belästigung zu werden. Online finden sich immer mehr Darstellungen sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige. In beliebten Spielen werden sogenannte Dark Patterns zur Falle für Kinder. Viele Betreiber beliebter Angebote treffen jedoch keine ausreichenden Vorsorgemaßnahmen, um Minderjährige gut zu schützen. Zu diesem Ergebnis kommt jugendschutz.net in seinem Jahresbericht 2021.

Dr. Marc Jan Eumann, der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), betont, wie wichtig die konsequente Rechtsdurchsetzung für den Kinder- und Jugendmedienschutz ist. „Extremismus, Selbstgefährdung, Gewalt, Pornografie: All das findet sich in Social Media, in Games und auf anderen jugendaffinen Angeboten. Das Internet ist eine wunderbare Spielwiese, aber diese wimmelt vor Tretminen. Es steht viel auf dem Spiel: Es geht um den Schutz unserer Demokratie. Die KJM geht gegen Anbieter*innen vor, die keine Abhilfe schaffen und damit billigend in Kauf nehmen, Kindern und Jugendlichen zu schaden. Dies betrifft auch einschlägige Porno-Plattformen, die ihren Sitz im Ausland haben und gegen die wir erfolgreich Verfahren führen.“

Ein weiterer wichtiger Baustein zeitgemäßen Schutzes seien technische Lösungen. „Wie jugendschutz.net in seinem Bericht zeigt, fehlt es in vielen Diensten schon am Minimum, um Kinder und Jugendliche gut zu schützen: Einer verlässlichen Altersprüfung. Noch zu selten werden moderne Techniken wie maschinelles Lernen für den Jugendschutz eingesetzt. Dabei sind die Potentiale enorm: So hat die KJM im Mai dieses Jahres Alterskontrollen auf Basis von biometrischer Alterserkennung positiv bewertet.“

2021 bearbeitete jugendschutz.net insgesamt 6.865 Verstoßfälle (2020: 5.056). 58 % waren thematisch sexualisierter Gewalt zuzuordnen. Politischer Extremismus folgte mit 15 %. Auf Pornografie entfielen 14 %, auf Selbstgefährdung 6 %, auf Gewalt 5 % und auf Cybermobbing 2 %. 132 Fälle hat jugendschutz.net zur Einleitung von Aufsichtsverfahren, 385 weitere zur Anregung einer Indizierung an die Kommission für Jugendmedienschutz abgegeben. Bei 84 % aller Fälle waren die Verstöße zum Jahresende beseitigt.

Der aktuelle Jahresbericht von jugendschutz.net steht online zum Download bereit.

Die wichtigsten Ergebnisse des Jahresberichts wurden auch in einem Videoclip zusammengefasst. Darüber hinaus finden sich auf dieser Seite auch drei Videostatements.

Hintergrundinformationen zu jugendschutz.net

jugendschutz.net fungiert als das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt darauf hin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können. Die Jugendministerien der Länder haben jugendschutz.net 1997 gegründet.

Die Stelle ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden. jugendschutz.net wird finanziert von den obersten Landesjugendbehörden, den Landesmedienanstalten und gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!" und der Initiative „Gutes Aufwachsen mit Medien“ des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP).

jugendschutz.net bildet zusammen mit eco und FSM die Internet-Hotlines des Safer Internet Centre DE. Das Safer Internet Center wird in Deutschland von klicksafe koordiniert. Über die Online-Beschwerdestellen werden Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz entgegengenommen. Verstöße im Netz können hier online bei jugendschutz.net gemeldet werden.