Hass, Gewalt und Missbrauch im Netz: jugendschutz.net erreicht immer häufiger die Löschung

Onlineinhalte werden drastischer und verbreiten sich immer schneller. Prävention und schnelle Intervention sind notwendig, um Jugendlichen eine unbeschwerte Internetnutzung zu ermöglichen. Mit seiner Arbeit leistet jugendschutz.net einen wichtigen Beitrag. Im Jahresbericht stellt jugendschutz.net die Ergebnisse der letztjährigen Recherchen und Kontrollen vor.

Enthauptungen in Großaufnahme, hasserfüllte Memes, diffamierende Videos: Kinder und Jugendliche werden im Netz mit brutalen und erniedrigenden Darstellungen konfrontiert, die sich im Social Web rasend schnell verbreiten und hohe Reichweiten erzielen. jugendschutz.net registrierte beispielsweise bei einem Sexvideo, das ein junges Mädchen öffentlich bloßstellte, innerhalb von zwei Tagen mehr als 100.000 Zugriffe.

Um Kindern und Jugendlichen eine möglichst risikofreie Nutzung des Internets zu ermöglichen, muss der Kreislauf des Likens und Sharens jugendgefährdender Inhalte so schnell wie möglich unterbrochen werden. jugendschutz.net konzentrierte deshalb seine Recherchen auf jugendaffine Dienste und überprüfte im Jahr 2016 120.000 Angebote. Zwei Drittel der registrierten Verstöße konnte jugendschutz.net schnell entfernen lassen und die Löschquote damit um 15 % steigern.

"Gefahren für junge User müssen schnell aus dem Netz. Neue gefährliche Trends erfordern Kriterien am Puls der Zeit", erläutert Cornelia Holsten, Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). "Im Internet ist die KJM der Watchdog und markiert die Grenzen, wann Kinder und Jugendliche beeinträchtigt werden." Um die Spruchpraxis der KJM als Organ der Landesmedienanstalten zu unterstützen, hat jugendschutz.net 2016 388 Fälle weitergeleitet. In den Fokus genommen wurde dabei vor allem die Beseitigung von Verstößen zum Thema Hass und Hetze.

"Die Arbeit von jugendschutz.net ist von großer Bedeutung, um den Jugendschutz auch im Internet umzusetzen", konstatiert Dr. Christiane Rohleder, die rheinland-pfälzische Jugendstaatssekretärin. "Gerade bei drastischen Gewaltdarstellungen oder Kinderpornografie ist die Arbeit von jugendschutz.net unentbehrlich, damit solche Inhalte schnellstmöglich gelöscht werden. Die Berichte machen aber auch deutlich, dass insbesondere die globalen Plattformen wie Facebook ihrer Verantwortung für eine schnelle Löschung bei Hinweisen von jugendschutz.net mittlerweile besser nachkommen. Melden Nutzer entsprechende Hinweise, gibt es jedoch weiterhin erheblichen Nachholbedarf. Vor allem bei schrecklichen Darstellungen wie Enthauptungen gibt es für eine Untätigkeit der Plattformbetreiber keine Rechtfertigung. Selbst nach Hinweisen von jugendschutz.net löschte Twitter nur die Hälfte der gemeldeten Inhalte, der Messenger Telegram überhaupt nichts. Bei Facebook und YouTube lagen die Löschquote immerhin bei 85 % bzw. 86 %."

Insgesamt 121.908 Angebote überprüfte jugendschutz.net 2016 auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz. 6.011 Fälle hat jugendschutz.net im vergangenen Jahr bearbeitet. 38 % waren dem politischen Extremismus zuzuordnen, 21 % pornografisch und bei 13 % handelte es sich um Darstellungen der sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen. Nur noch in 15 % der Fälle (902) wurden deutsche Verantwortliche identifiziert. In zwei Dritteln der Fälle (66 %) konnte jugendschutz.net eine schnelle Beseitigung von Verstößen erreichen (2015: 51 %).

"Mit seiner Arbeit leistet jugendschutz.net einen wichtigen Beitrag für ein gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen mit Medien", erklären Staatssekretärin Dr. Rohleder und die KJM-Vorsitzende Cornelia Holsten abschließend. Die Jugendministerien von Bund und Ländern haben im Benehmen mit den Landesmedienanstalten deshalb 2016 beschlossen, die Stelle zum gemeinsamen Kompetenzzentrum auszubauen und ihre Recherche-, Vernetzungs- und Kommunikationsaufgaben dauerhaft zu sichern.

Der Jahresbericht 2016 steht unter jugendschutz.net/pdf/bericht2016.pdf zum Download bereit.