Medienkindheit heute

Halten digitale Medien Einzug in den Kindergarten?

Dass Kindheit heute auch eine Medienkindheit ist, ist keine neue Erkenntnis. Digitale Medien durchdringen den Familienalltag in vielfältiger Hinsicht. Die miniKim Studie 2014 und die KIM Studie 2016 bildeten bereits vor vier bzw. zwei Jahren den Trend ab: Computer bzw. Laptop und Handy/Smartphone sowie der Zugang zum Internet gehören für nahezu alle Familien (mindestens. 95% der Befragten), unabhängig davon, wie alt die im Haushalt lebenden Kinder sind, zur Grundausstattung (Quellen: miniKIM 2014; KIM 2016). 

Mobile Medien und junge Kinder

2014 stellte die miniKIM fest: „Bei den Vier- bis Fünfjährigen hat schon jeder Vierte (24 %) Erfahrungen mit dem Computer gemacht, während die Computernutzung bei den Zwei- bis Dreijährigen (6 %) die absolute Ausnahme ist. (…) Mit dem Internet haben nach Angaben der Haupterzieher nur sieben Prozent aller Kinder überhaupt schon Erfahrungen gemacht, fünf Prozent nutzen das Internet regelmäßig. Bei der ersten Internetnutzung waren die Kinder im Schnitt 3,8 Jahre alt.“ Bei 23 % der Befragten war ein Tablet-PC im Haushalt: Alleine nutzen bereits 25 % der Vier- bis Fünfjährigen den Tablet-PC, während es bei den der Zwei- bis Dreijährigen lediglich 12 % waren. 

Tablet-PCs und Smartphones waren 2014 eine noch relativ neue Erscheinung, sodass davon auszugehen ist, dass die mobile Nutzung von Internetinhalten durch jüngere Kinder in den letzten Jahren gestiegen ist. Neben vielfältigen Kinderseiten und Apps speziell für Kinder wandelte sich in den letzten Jahren auch die klassische Fernsehlandschaft. Zusätzlich zu den klassischen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern mit ihrem Kinderprogramm erweitern Anbieter, wie bspw. Netflix oder Maxdome das Angebot. Zeitlich und räumlich ungebunden können via Internet Kindersendungen angeschaut werden. 

Neben der eigenständigen Nutzung von Medien ist bei jüngeren Kinder das „Lernen am Modell“ ein besonderer Aspekt: Eltern, Verwandte und Bezugspersonen sind Rollenvorbilder – auch in ihrer Mediennutzung.

Medienkompetenzvermittlung in Krippe, Kindergarten und Hort

Neben dem Elternhaus sind Krippe, Kindergarten, Schule und Hort wichtige Sozialisationsinstanzen für Kinder. Weiterführende Schulen und auch immer mehr Grundschulen thematisieren digitale Medien im Unterricht. Ist diese Entwicklung allerdings auch in den Kindertagesstätten angekommen? Welche Haltungen haben ErzieherInnen und Leitungen zum Umgang mit digitalen Medien? Und wie spiegeln sich diese gesellschaftlichen Entwicklungen in den Konzepten der Einrichtungen wieder? Wird Medienkompetenz im Alltag vermittelt, oder sind digitale Medien weiterhin ein Tabu?

Antworten auf diese Frage gibt die Ende Februar veröffentlichte Teilstudie „Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Kindertageseinrichtungen“ des JFF – Institut für Medienpädagogik. Befragt wurden dazu MitarbeiterInnen von 33 Krippen, Kindergärten und Horte in Bayern. 

Es zeigt sich, dass die befragten Einrichtungen durch eine besondere Heterogenität in ihren Konzepten auffallen: Digitale und mobile Medien werden auf sehr unterschiedliche Arten thematisiert. Einige Einrichtungen haben digitale Medien gar nicht aufgenommen. Während andere Konzeptionen nicht darauf eingehen, wie Medienkompetenz vermittelt werden soll, beschreiben andere konkret, wie medienpädagogische Arbeit umgesetzt werden soll. Digitale und mobile Medien haben zwar Einzug in die Kindertageseinrichtungen gehalten, allerdings reicht das Spektrum von dem Organisations- und Kommunikationsmittel für das Personal, bis hin zum Lernspielzeug, weniger dem Werkzeug für die pädagogische Arbeit.  

Diese Heterogenität zeigt sich des Weiteren innerhalb der persönlichen Einstellungen des pädagogischen Personals. Die Studie unterteilt in drei Gruppierungen: „Lieber machen wir was anderes“ über „digitale Medien schaffen vielfältige Lernmöglichkeiten“ bis zu „damit müssen wir uns anfreunden“. Wichtig für das medienerzieherische Handeln ist, wie überzeugt und überzeugend das pädagogische Personal die eigenen Einstellungen, insbesondere auf Leitungsebene, vertreten kann. 

(Klick-)Tipps für pädagogisches Personal: Einstieg in die Nutzung digitaler Medien für Kindergarten- und Grundschulkinder

ErzieherInnen, die digitale Medien in der Praxis einsetzen wollen, finden auf den folgenden Seiten Anregungen für unterschiedlichste Projekte, die im Kindergarten und Hort umgesetzt werden können sowie medienpädagogisch bewertete Kinderangebote. 

 

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