Geschlechterklischees im Internet

Massenmedien sind für Jugendliche eine wichtige Quelle zur eigenen Wertebildung. Die Medienfiguren liefern dabei Anschauungsmaterial für vermeintlich „typisch“ männliche und weibliche Eigenschaften, mit denen man sich selbst vergleichen kann. Über soziale Medien wie Instagram oder Messenger wie WhatsApp tauschen sich die Jugendlichen zudem über beliebte Inhalte aus: Auf diese Weise gewinnen diese auch für das eigene Rollen- und Werteverständnis an Bedeutung. Insbesondere realitätsnahe Darstellungen können den Eindruck verstärken, die dargestellten Stereotype entsprächen tatsächlich der „Wirklichkeit“. Stereotype sind generalisierende Vorstellungen, die jemand über eine bestimmte Gruppe von Menschen hat.

Diese weiblichen und männlichen Stereotype werden so dargestellt, als ob bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen abhängig von der Geschlechtszugehörigkeit seien. Dabei wird so getan, als seien diese Merkmale natürlich und entsprächen dem Wesenskern des jeweiligen Geschlechts. Stereotype spielen eine entscheidende Rolle bei der Rechtfertigung von Ungleichbehandlungen und verstärken vorhandene Vorurteile, indem sie diese im medialen Alltag ständig widerspiegeln.

Baustein 3 des Lehrmaterials „Ethik macht klick“ beschäftigt sich ausführlich mit medialen Männer- und Frauenbildern. Das Material beinhaltet auch Unterrichtmodule für den Einsatz in der Schule oder der freien Jugendarbeit. Ziel ist es, Jugendliche zu stärken und ihnen eine wertebezogene Haltung zu vermittelt. Auf diese Weise finden sie ihren eigenen Weg, sich in der digitalen Gesellschaft zurechtzufinden.

Nachahmung in Sozialen Netzwerken

Soziale Netzwerke wie Instagram gehören zur alltäglichen Lebenswelt von Jugendlichen. Sie dienen der Kommunikation und Orientierung. Vor allem werden sie aber auch zur Selbstdarstellung und zum Abgleichen des Selbst- und Fremdbildes genutzt: Wie sehe ich mich selbst? Entspricht das dem Bild, das andere von mir haben?

Der Einfluss der Geschlechterrollenbilder reicht über das Individuum hinaus bis in die Gesellschaftsordnung hinein. Die Wirkungsforschung spricht hierbei von „Kultivierung“. Kultivierung kann zu einer verzerrten Wahrnehmung der tatsächlichen Geschlechterverhältnisse führen. Zum Beispiel, wenn Frauen kaum Expertenstatus zugeschrieben wird und sie über Äußerlichkeiten beschrieben werden. Gleiches gilt für die Darstellungen von Männern als stark und dominant im Gegensatz zu emotionalen und fürsorglichen Frauen.

Respekt und Toleranz als Zeichen für Stärke

Jugendliche können durch gemeinsame Reflexion zu einer eigenen Haltung motiviert werden: Zu einem Ethos der Wertschätzung des eigenen Geschlechts und von anderen Geschlechterentwürfen. Bei der Frage nach der eigenen Identität geht es um das Gelingen der Selbstfindung. Notwendig hierfür sind:

  • Identifikationsmodelle (Vorbilder, Idole)
  • Freiheitsspielräume (Experimentieren mit Rollenauffassungen)
  • Fähigkeit zur Rollendistanz (Hinterfragen von Normen und Rollen)
  • Identitätsbildung in der Peergroup

Die Medien haben auf alle vier Punkte Einfluss

Sie bieten (Geschlechter-)Vorbilder, können zum Experimentieren mit Rollen anregen, Rollenklischees aufbrechen und zum Verhandeln von Rollenauffassungen in der Peergroup dienen. Wenn die Jugendlichen über ihr Selbst- und Rollenverständnis nachdenken, indem sie sich mit Medieninhalten auseinandersetzen, bietet ihnen das die nötige Sicherheit und Distanz, um sich auf Geschlechterfragen einzulassen.

Auch sollten Jugendliche befähigt werden, ungerechte Geschlechtergrenzen kritisch zu betrachten und den Mut aufzubringen, sich dagegen auszusprechen. Dazu sollte Jungen und Mädchen das Thema Rollenvielfalt aus unterschiedlicher Perspektive nähergebracht werden. Während Jungen an Rollenbilder im Kontext von Familie, Kindern und Partnerschaft heranzuführen sind, sollten Mädchen von einer Fixierung auf Partnerschafts-Themen weggeführt werden. Sexistische und diskriminierende Vorurteile können sich auf das andere Geschlecht, auf andere Entwürfe von Geschlechtsidentität oder auf die sexuelle Orientierung einer Person beziehen. Dass nicht Vorurteile, sondern Respekt und Toleranz ein Zeichen für Stärke sind, sollte deutlich gemacht werden. Songs und Medieninhalte, in denen die Abwertung von Frauen oder Homosexualität kritisiert wird, können ein wichtiges Mittel sein, um unterschwellige oder offene Diskriminierung in Frage zu stellen.