Kontaktrisiken im NetzCatfishing, Cybergrooming, Sextortion – Worauf sollten Jugendliche bei Online-Kontakten achten?

Social-Media-Dienste und digitale Spielewelten verbinden uns nicht nur mit Freund*innen, sondern bringen uns auch schnell mit neuen Leuten in Kontakt. Ob diese Personen auch die sind, für die sie sich ausgeben und welche Ziele sie verfolgen, ist dabei nicht sofort zu erkennen. Gerade für Minderjährige können fremde Online-Kontakte so zum Risiko werden. Wir erklären, welche Kontaktrisiken es gibt und wie man sich im Netz davor schützen kann.

Wenn Jugendliche soziale Medien nutzen oder digitale Spielewelten erkunden, ist dies auch eine Möglichkeit, mit anderen Nutzer*innen in Kontakt zu kommen. Einige Jugendliche versuchen sogar ganz gezielt neue Freundschaften im Netz zu schließen. Beispielsweise über gemeinsame Interessen und Hobbys. Der Austausch mit anderen schafft ein wichtiges Zugehörigkeitsgefühl bei den Heranwachsenden. So können sich aus Online-Kontakten auch enge Freundschaften entwickeln. Problematisch wird es dann, wenn der Online-Kontakt nicht die Person ist, für die sie sich ausgibt und Interessen verfolgt, die den Kindern oder Jugendlichen schaden.

Im Folgenden stellen wir die drei Begriffe Catfishing, Cybergrooming und Sextortion vor und erklären, wie man sich vor Übergriffen schützen kann und wo man Hilfe findet.

Catfishing

Sich auf Social-Media-Diensten ein Fake-Profil anzulegen, ist leicht. Auch einige Jugendliche machen das, um auf einem öffentlichen sowie auf einem privaten Profil agieren und interagieren zu können oder altersbedingte Einschränkungen zu umgehen. Das sogenannte „Catfishing“ ist eine besondere Form des Erstellens von Fake-Profilen. Hierbei investieren Personen sehr viel Zeit, um online eine falsche Identität aufzubauen.

Der Begriff „Catfishing“ geht auf den Dokumentarfilm Catfish aus dem Jahr 2010 zurück. In dem Film geht es um einen jungen Mann, der online eine Beziehung zu einer Frau eingeht. Später findet er heraus, dass diese Frau nicht die Person ist, für die sie sich ausgegeben hat. Der Titel des Films bezieht sich auf eine Szene aus dem Film, in der es um „Catfish“ (zu deutsch: Wels) geht. Der Film zog eine Fernsehsendung mit demselben Namen auf MTV nach sich. Auch in der Fernsehsendung ging es um Betrug beim Online-Dating.

Ein wesentliches Merkmal von Catfishing sind kriminelle Absichten. Zum Beispiel finden sich viele „Catfishs“ auf Dating-Plattformen, wo sie vorgeben, auf Partner*innen-Suche zu sein. Ist erst einmal ein Bindungs- und Vertrauensgefühl hergestellt, versuchen sie zum Beispiel um Geld zu bitten, das angeblich helfen soll, aus einer misslichen Lage herauszukommen. Zum Teil werden Betroffene dabei stark unter Druck gesetzt oder auch erpresst. Andere bauen sich solche Profile gezielt auf, um Personen zu stalken oder um Mobbing zu betreiben.

Cybergrooming

Cybergrooming ist eine Form der sexualisierten Gewalt und bezeichnet die Anbahnung sexueller Kontakte zu Kindern und Jugendlichen im Netz. Den englischen Begriff „Grooming“ benutzt man, wenn sich Täter*innen bei ihren Opfern einschmeicheln, um das so gewonnene Vertrauen später auszunutzen. Beim Cybergrooming versuchen Täter*innen Kinder und Jugendliche gezielt auf beliebten Social-Media-Diensten oder in Online-Games zu kontaktieren. Einige verwickeln die Heranwachsenden sehr schnell in sexuelle Gespräche und fordern beispielsweise intime Aufnahmen. Andere bauen den Kontakt und das Vertrauen eher langsam auf. Auch beim Cybergrooming nutzen Täter*innen oftmals Fake-Profile. Sie geben sich als Gleichaltrige aus, täuschen vor, bei einer Model-Agentur zu arbeiten oder Kontakte zu haben, die zum Erfolg verhelfen können. Kinder und Jugendliche sollen dadurch dazu gebracht werden, intime oder pornografische Aufnahmen von sich zu senden oder sich gar mit den Personen zu treffen.
Nach aktuellen Befragungen gibt etwa jede vierte Person unter 18 Jahren an, bereits mit Cybergrooming Erfahrungen gemacht zu haben. Dabei wird nur ein geringer Teil der Fälle gemeldet und strafrechtlich verfolgt.

Weitere Informationen und Materialien für Jugendliche und Eltern zum Thema Cybergrooming finden Sie in unserem Themenbereich.

Sextortion

Unter Sextortion versteht man sexuelle Erpressungen über das Internet. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern „Sex“ und „Extortion“ (deutsch: Erpressung) zusammen. Hierbei nehmen Personen Kontakt zu Nutzer*innen auf, um im Laufe des gemeinsamen Austauschs intime Aufnahmen zu erlangen. Betroffene werden anschließend erpresst, Geld oder weitere Aufnahmenzu senden, um eine Veröffentlichung der Aufnahmen im Internet zu verhindern.
Bei einer anderen Form von Sextortion erhalten Betroffene Nachrichten, in denen behauptet wird, bereits in Besitz intimer Aufnahmen zu sein. Täter*innen geben dabei zum Beispiel vor, ein Gerät der betroffenen Person „gehackt“ zu haben und dabei auf das Material gestoßen zu sein. Auch in diesen Fällen werden Betroffene meist aufgefordert, Geld zu senden.

Tipps für Jugendliche

  • Misstrauisch bleiben:
    Egal wie nett und charmant ein Online-Kontakt auf den ersten Blick erscheint: Wir können online nie wissen, ob die Person auch wirklich die ist, für die sie sich ausgibt. Es hilft, sich Social-Media-Profile von Online-Kontakten immer genau anzusehen. Dabei ist jedoch auch zu bedenken, dass es durch beispielsweise Deep Fakes heute immer einfacher wird, sich Fake-Profile anzulegen. Eine absolute Sicherheit bietet also auch eine gewissenhafte Überprüfung nicht.
  • Privatsphäre schützen:
    Das eigene Profil sollte niemals zu viele private Informationen preisgeben, beispielsweise das Alter und den Wohnort. Persönliche Daten wie die Adresse oder sensible Daten wie die Bankverbindung sollten nie an fremde Personen gegeben werden – egal wie vertrauenswürdig diese erscheinen.
  • Vorsicht beim Sexting:
    Intime Aufnahmen von sich online zu verschicken ist niemals sicher, egal wie lange der Kontakt vielleicht schon besteht. Es herrscht immer die Gefahr, dass man mit diesen Aufnahmen später erpresst wird oder dass die Fotos geteilt und öffentlich gemacht werden. Achtung: Sexting kann auch strafbar sein. Informationen dazu gibt es aus www.safer-sexting.de.
  • Blockieren, melden, löschen:
    Zum sicheren Online-Chat gehört auch, einen Kontakt sofort abzubrechen, wenn man sich unwohl fühlt. Zum Beispiel, weil eine Person plötzlich sehr aufdringlich wird. Am besten ist es dann, keine Diskussionen einzugehen und das Profil direkt zu blockieren und gegebenenfalls auch auf der Plattform zu melden.
  • Erpressungen nicht zulassen:
    Wer mit intimen Aufnahmen erpresst wird, muss davon ausgehen, dass die Forderungen nicht aufhören, wenn Geld gezahlt wird. Im Gegenteil kann das für die Erpresser*in ein Signal sein, dass es hier noch mehr Geld zu holen gibt. Mithilfe von Beweisen wie Screenshots vom Chatverlauf kann man die Erpressung bei der Polizei anzeigen. Außerdem kann man einen Upload der eigenen Bilder bei einigen Plattformen (zum Beispiel Instagram und TikTok) durch den Dienst „Take It Down“ präventiv verhindern.
  • Auf Nummer sicher gehen bei persönlichen Treffen:
    Gerade wenn man schon länger in Kontakt steht, möchte man sich mal in "echt" treffen. Auf keinen Fall sollte man sich heimlich treffen und unbedingt Freund*innen oder den Erziehungsberechtigten Bescheid geben, mit wem man sich wann und wo trifft. Zu einem persönlichen Treffen sollte man eine Begleitperson mitnehmen und dafür einen öffentlichen Ort auswählen, also beispielsweise ein Café oder Restaurant in der Innenstadt.