Prebunking - Schutz vor Desinformation

Auf Desinformationen und Fake News möchte niemand reinfallen. Allerdings ist es mühsam, jeden Inhalt im Internet sorgfältig auf die Quellen zu überprüfen. Um sich vor Falschmeldungen zu schützen, hilft es, die gängigsten Manipulationstechniken zu kennen. Falschinformationen bedienen sich nämlich häufig gleicher Täuschungsstrategien oder Narrative.

klicksafe stellt an dieser Stelle einige dieser Manipulationsstrategien vor. Das Vorgehen, Menschen präventiv über die Mechanismen von Desinformationen aufzuklären, nennt sich Prebunking. Während beim Debunking konkrete Falschmeldungen nach ihrer Verbreitung richtig gestellt werden, wirkt Prebunking präventiv. Damit bietet sich eine Chance, proaktiv gegen Falschinformationen vorzugehen, bevor sie sich verbreiten. Durch das Bereitstellen von Informationen und analytischem Werkzeug wird die Resilienz gegenüber irreführenden Inhalten gestärkt.

Die nachfolgend beschriebenen Strategien werden nicht nur bei Desinformationen angewendet. Sie können abgeschwächt auch in medialer Berichterstattung vorkommen. Wenn etwa eine einzelne, extreme Aussagen stark betont oder stark emotionalisierte Sprache verwendet wird. Hinterfragen Sie Informationen immer kritisch, wenn Sie diese Techniken bemerken.

Dekontextualisierung

Bei der Dekontextualisierung werden Texte, Bilder oder Videos absichtlich in einen falschen Zusammenhang gestellt. Wichtige Hintergrundinformationen, die den Aussagen eine andere Bedeutung geben könnten, werden weggelassen oder ignoriert. Dies kann dazu führen, dass Menschen falsch informiert werden und ihre Meinung auf der Grundlage irreführender Informationen bilden. Prebunking kann dabei helfen, die Auswirkungen von Dekontextualisierung zu mindern.
Eine Dekontextualisierung liegt beispielsweise vor, wenn aus einem längeren Interview nur eine kurze Aussage zitiert wird. Ohne den Kontext des gesamten Interviews kann dann der Eindruck entstehen, die interviewte Person vertrete eine kontroverse Position. Und das, obwohl sie im Interview sehr ausgewogen und überlegt argumentiert hat.

Beim Aufdecken von Dekontextualisierung können Suchmaschinen helfen. Mit ihnen kann man weiteren Informationen zu einer Aussage, einem Bild oder einem Video recherchieren. Bei Bildern reicht zum Beispiel oft eine einfache Rückwärtssuche (zum Beispiel möglich mit Google). So lässt sich herausfinden, ob ein Bild tatsächlich die behauptete Situation zeigt oder nicht. Ist man sich bei einer Meldung unsicher, ist es sinnvoll zu prüfen, ob auch bekannte Nachrichtenportale über den Sachverhalt berichten. Wenn eine Meldung ausschließlich in Social Media zu finden ist und sonst niemand darüber berichtet, ist Vorsicht geboten. Es könnte sich um eine Falschmeldung handeln.

Panikmache

Panikmache ist eine Taktik, um bei den Menschen Angst, Verwirrung oder Unsicherheit zu erzeugen. Diese Manipulationsstrategie zielt darauf ab, emotionale Reaktionen hervorzurufen, um so das rationale Denken einzuschränken. Prebunking kann helfen, diese Manipulationsstrategie zu entlarven und rational zu reagieren.

Um Menschen in Panik zu versetzen, werden beispielsweise emotionalisierende Begriffe verwendet. Dazu gehören Wörter wie „dramatisch“, „schrecklich“ oder „Horror“. Solche Begriffe sollen vor allem die Emotionen Angst, Wut oder Sorge auslösen. Durch die Aktivierung dieser Emotionen wird das rationale Denken beeinträchtigt und Personen akzeptieren bereitwilliger irreführenden Informationen.
Panikmache kann sich aber auch in der Auswahl der Informationen niederschlagen. Dabei werden vor allem Gefahren stark betont, obwohl es dafür keinen Anlass gibt. Diese Taktik kommt zum Beispiel häufig zum Einsatz, wenn gegen Migrant*innen gehetzt wird. So wird beispielsweise behauptet, die Zahl der Gewaltverbrechen würde durch Zuwanderung steigen (löst Angst aus). Oder wenn zu viele Menschen in einem Land lebten, gäbe es nicht mehr genug Arbeit für alle (löst Sorge aus). Oder Migrant*innen würden unrechtmäßig das Sozialsystem ausnutzen (löst Wut aus).

Wenn man stark übertriebenen Behauptungen oder alarmierenden Aussagen liest, sollte man also skeptisch sein. Panikmache zielt oft darauf ab, Emotionen hervorzurufen und das rationale Denken zu umgehen. Daher sollte man Behauptungen, die die extreme und unrealistische Szenarien darstellen, immer mit anderen Quellen wie zum Beispiel etablierten Nachrichtenportalen abgleichen. Achtung: Panikmache wird auch oft genutzt, um eine große Reichweite in Sozialen Netzwerken zu erreichen. Denn viele Menschen haben den Impuls, auch andere schnellstmöglich über vermeintliche Gefahren oder Ungerechtigkeiten zu informieren. Prebunking unterstützt dabei, kritisch zu hinterfragen und besonnen zu reagieren. Wenn man bemerkt, dass eine Meldung Panikmache einsetzt, sollte man sie auf keinen Fall unüberprüft teilen oder weiterverbreiten. So vermeidet man, auf Manipulationsversuche hereinzufallen.

Whataboutismus

Das Wort Whataboutismus leitet sich ab aus dem englischen Satzanfang „What about …?“. Im Deutschen ist das vergleichbar mit „Aber was ist mit …?“. Whataboutismus meint also die Ablenkung von einem ursprünglichen Argument oder einer Kritik, indem man auf ein anderes Problem verweist. Anstatt auf das ursprüngliche Thema einzugehen, wird der Fokus auf etwas anderes gerichtet, oft durch den Einsatz von "Aber was ist mit...?" oder ähnlichen Ausdrücken. Prebunking sensibilisiert dafür, dass Whataboutismus verwendet wird, um die Diskussion zu verwirren oder von der eigenen Position abzulenken. Außerdem kann es eine Taktik sein, um nicht auf ursprüngliche Kritik einzugehen.

Whataboutismus kommt häufig in Gesprächen oder Diskussionen zum Einsatz. Diese Taktik kann aber auch in Desinformationen vorkommen. Wenn ein Beitrag zur Einführung eines Tempolimits auf der Autobahn argumentiert, dass durch die Industrie viel mehr Schadstoffe ausgestoßen wird, wäre das ein Beispiel für Whataboutismus. Denn es wird nicht mit Argumenten ein Für und Wider des Tempolimits im Bezug auf Schadstoffbelastung diskutiert. Stattdessen wird durch die Aussagen „Aber was ist mit der Industrie?“ auf ein anderes Problemfeld verwiesen, um die Diskussion vom eigentlichen Thema abzulenken.

Wenn man bemerkt, dass Whataboutism genutzt wird, sollte man misstrauisch werden. Denn Whataboutismus ist ein Anzeichen dafür, dass ein Inhalt nicht ausgewogen über einen Sachverhalt informieren möchte, sondern dass eine bestimmte Meinung oder Agenda verbreitet wird.

Über die Videos auf dieser Seite

Die Videokampagne zum Thema Prebunking wurde von Google, Jigsaw und der Agentur Moonshot entwickelt. Weitere Partnerorganisationen, die sich beteiligt haben, sind Correctiv, Alfred Landecker Stiftung, Amadeu Antonio Stiftung, Das NETTZ, Neue Deutsche Medienmacher:innen und klicksafe. Ähnliche Prebunking-Kampagnen wurden bereits in Tschechien, Slowakei und Polen umgesetzt.