Verschwörungstheorien
Mondlandung, die Anschläge auf das World Trade Center oder Corona – Hinter all dem scheint mehr zu stecken. Das jedenfalls ist die Überzeugung von Menschen, die an Verschwörung glauben. Über Soziale Netzwerke, Messenger-Dienste und YouTube erreichen Verschwörungserzählungen heute innerhalb kürzester Zeit sehr viele Menschen. Besonders in Zeiten der Verunsicherung, nach Katastrophen oder Unglücken sind Verschwörungstheorien erfolgreich. Sie bieten Antworten und Eindeutigkeit, suchen nach einfachen Zusammenhängen in einer komplexen Welt. Dabei – und hier liegt die Gefahr – schaffen sie oft stereotype Feindbilder, wie beispielsweise antisemitisch geprägte Verschwörungstheorien zeigen. Auf dieser Themenseite finden Sie Informationen, Videos sowie Arbeitsmaterialien und weiterführende Links zum Thema.
Ein modernes Phänomen?
Verschwörungstheorien, -mythen, -ideologien oder -erzählungen, gibt es reichlich. Manche wirken harmlos, manche schlicht absurd. Dennoch können sie gefährlich sein. Viele Verschwörungsideologien richten sich aktiv gegen Regierungen, Wissenschaft, Bevölkerungsgruppen und können Radikalisierungsprozesse, beispielsweise im Bereich Rechtsextremismus, beschleunigen. Auch wenn manchmal der Eindruck entsteht, Verschwörungserzählungen seien besonders mit Aufkommen des Internets populär geworden, sind sie schon immer ein Teil des gesellschaftlichen Lebens gewesen. In unserer komplexen, vernetzten und globalisierten Welt nimmt die Zahl an Verschwörungserzählungen und ihre Verbreitung jedoch enorm zu.
Während einzelne Falschmeldungen nach Widerlegung eher wieder aus öffentlichen Debatten verschwinden, halten sich Verschwörungserzählungen hartnäckiger und verbreiten sich über längere Zeiträume. So existiert der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung in unterschiedlichsten Formen beispielsweise schon seit dem Mittelalter.
Was ist eine Verschwörungstheorie?
Verschwörungstheorien versuchen besondere Ereignisse in der Welt mit Verschwörungen zu erklären. Sie bieten eindeutige Antworten, die im Gegensatz zu einer offiziellen Version der „Wahrheit“ steht. Dabei liegt Verschwörungstheorien meist eine Einteilung der Welt in „gut“ und „böse“ oder auch „oben“ und „unten“ zugrunde. Verschwörungstheorien sind dabei meist nicht in sich schlüssig und stehen im Widerspruch zu belegten Daten oder sogar Naturgesetzen.
Entstehung und Verbreitung
Es ist meist nicht klar auszumachen, wo Verschwörungserzählungen ihren Anfang nehmen. Das liegt auch daran, dass neue Verschwörungserzählungen oft gar nicht neu sind, sondern an bereits bestehende Erzählungen anknüpfen.
Den Anfang für neue Verschwörungstheorien bildet stets der Zweifel, dass Ereignisse so abgelaufen sind, wie es die Politik, die Wissenschaft oder die Medien darstellen. Mit dem Zweifel geht die Frage einher: „Wem nützt es?", oder „Wer könnte einen Vorteil davon haben?“. Gesucht wird immer nach einem Schuldigen, den es zu entlarven gilt.
Für Verschwörungsgläubige ist von Beginn an klar, dass es immer einen Nutznießer von schrecklichen Ereignissen und Katastrophen geben muss. Ausgehend davon wird nach Belegen gesucht, die diese Annahme stützen. Informationen und Tatsachen werden ausgeblendet, wenn sie nicht die eigenen Annahmen bestätigen. Gesucht wird gezielt nach Beweisen, die den eigenen Verschwörungsglauben stützen. Für Verschwörungsgläubige ist es einfacher zu akzeptieren, dass es einen aus dem Hintergrund manipulierenden „Übeltäter“ gibt, als anzuerkennen, dass man nicht weiß was vor sich geht oder dass Ereignisse zufällig passieren.
Warum wirken manche Verschwörungstheorien glaubwürdig?
Bei der erfolgreichen Verbreitung von Verschwörungserzählungen spielt es eine große Rolle, dass Anhänger*innen regelmäßig vermeintliche Beweise für die Verschwörung präsentiert bekommen. Insbesondere in Sozialen Netzwerken und Messengern werden zahlreich Links zu angeblich glaubwürdigen Quellen oder Videos geteilt, die die Verschwörungserzählung bestärken sollen.
Innerhalb der sogenannten QAnon-Bewegung werden User*innen zudem mit Fragen, kryptischen Kurzbotschaften und Aussagen konfrontiert (z.B. „Angela Merkel Tochter von Hitler“) mit dem Aufruf, eigenständig Beweise für die Aussage zu recherchieren. Der psychologische Effekt: Etwas, was man selbst herausgefunden hat, findet man auch überzeugender. Der Verschwörungsglaube kann sich dadurch verstärken und fest im eigenen Weltbild verankern.
Wie gehen Online-Dienste mit Fake News und Verschwörungstheorien um?
Das Internet ist ein Nährboden für Fake News und Verschwörungserzählungen. Viele werden verbreitet über Messenger-Dienste wie Telegram und WhatsApp sowie Soziale Netzwerke wie Facebook und YouTube. Die Online-Dienstleister werden schon lange kritisiert und ermahnt, stärker gegen Desinformation und Hasskommentare vorzugehen. Teilweise mit Erfolg: Im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie, weisen Google, Facebook und YouTube beispielsweise prominent auf seriöse Quellen zu COVID-19 hin, sobald Nutzer*innen danach suchen. WhatsApp schränkt ein, wie oft ein Beitrag weitergeleitet werden kann. Facebook lässt gemeldete Beiträge von unabhängigen Fact-Checkern prüfen und markiert sie gegebenenfalls als Falschmeldung. Zudem wird versucht, Falschmeldungen durch Zuhilfenahme von Algorithmen zu identifizieren und auszublenden. Auch das Sperren von Profilen, wie z.B. das Twitter-Profil des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump im Jahr 2021, gehört zu Maßnahmen gegen die Verbreitung von Desinformation.
Tipps zum Umgang mit Nachrichten aus dem Netz
Nicht immer erkennt man Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen sofort als solche. Umso wichtiger ist es, Informationen immer zunächst kritisch zu prüfen, sie nicht vorschnell zu teilen und somit die Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungsideologien zu verhindern.
Möchte jemand Falschmeldungen oder Verschwörungstheorien mit möglichst großer Reichweite verbreiten, werden dafür oft reißerische Überschriften verwendet („700 Euro Weihnachtsgeld für Flüchtling!“, „Merkel hofft auf 12 Millionen Flüchtlinge“, „McDonalds verwendet Menschenfleisch!“). Ziel ist es durch solche Überschriften, die Leser*innen zu emotionalisieren. Es gilt: Wenn schockierende Behauptungen in einer Überschrift unwahrscheinlich klingen, sind sie es vermutlich auch.
Wer steckt eigentlich hinter der Nachricht? Stammen die angegebenen Informationen von einer Quelle, der man selbst vertraut und die für ihre Glaubwürdigkeit bekannt ist? Wird gar keine Quelle angegeben oder auf ungenannte Experten verwiesen, sollte man die Meldung sehr kritisch bewerten.
Hinweis: Vorsicht vor „falschen“ Expert*innen! Besonders im Rahmen von Verschwörungstheorien werden Behauptungen gerne auf die Bestätigung vermeintlich seriöser Personen (Professoren und Professorinnen, Ärzte und Ärztinnen usw.) gestützt. Diese Expert*innen gilt es genauer anzusehen und nicht jedem Doktortitel gleich Vertrauen zu schenken. So kann man fragen: Hat die Person tatsächlich Expertise in dem Bereich, um den es geht? Und woran arbeitet die Person aktuell?
Haben Menschen aus dem persönlichen Umfeld eine Falschmeldung oder Inhalte von Verschwörungsideologen geteilt? Vielleicht haben sie nicht gewusst, dass der Inhalt von einer unseriösen Quelle stammt. Dann ist es wichtig, in einer privaten Nachricht respektvoll darauf aufmerksam zu machen. Aber Vorsicht: Manche Themen können die Gemüter in einer Diskussion stark aufheizen. Streitgespräche sind wenig zielführend.
- Ausführliche Tipps dazu, wie man Gespräche über Verschwörungstheorien führen kann, gibt es bei der Initiative „Der goldene Aluhut“.
- Die Amadeu Antonio Stiftung hat „8 Tipps zum Umgang mit Verschwörungserzählungen im privaten Umfeld“ zusammgenfasst.
Es gibt immer auch die Möglichkeit, unangemessene Inhalte direkt bei den Online-Diensten zu melden. Dies sollte man in jedem Fall tun, wenn es sich um rechtsextremistische, gewaltverherrlichende, antisemitische oder gesundheitsgefährdende Inhalte handelt.
Informationen korrekt einzuschätzen, fällt angesichts der Masse und der neuen Qualität an Falschmeldungen nicht immer so leicht. Fakten-Checker können weiterhelfen: