Salafistische Propaganda online

Salafistische Propaganda richtet sich über soziale Netzwerke an ein junges Publikum. Dabei stehen weniger die religiösen Themen, als alltagsbezogene Fragen zunächst im Vordergrund der Ansprache. Die ideologischen Angebote der salafistischen Propaganda versprechen gerade jungen Menschen Orientierung und Gemeinschaft. Was dabei mitschwingt: eine radikale Interpretation des Islam, patriarchalische Rollenvorstellungen, Ablehnung von Demokratie bis hin zur Rekrutierung für den militanten Dschihad. Jugendliche auf der Suche nach der eigenen Identität und einem (politischen) Weltbild sind in besonderem Maße empfänglich für salafistische Porpaganda und somit in ihrer Entwicklung gefährdet.

Um gegen Agitation aus dem salafistischen Spektrum vorzugehen, ist neben Engagement auch pädagogisch aufbereitetes Material nötig. Die Broschüre „Salafismus online. Propagandastrategien erkennen – Manipulation entgehen" von klicksafe und jugendschutz.net in Kooperation mit ufuq.de verbindet das spezifische Know-how kompetenter Organisationen. Die Broschüre steht bei klicksafe zur Bestellung und zum Download zur Verfügung. Die Zusatzmaterialien (z. B. Arbeitsblätter und YouTube-Links) finden Sie mit Klick auf das Bild oben zum Download.

Die salafistische Szene

In Deutschland entstand die salafistische Szene Mitte der 2000er Jahre. Inzwischen bewertet der Verfassungsschutz den Salafismus als die dynamischste Strömung innerhalb des islamistischen Spektrums. Salafist*innen vertreten ein dualistisches Weltbild, demzufolge ein weltweiter Krieg gegen Muslime geführt würde. Das eigene Weltbild wird als Gegenmodell zur demokratischen und pluralistischen Gesellschaft präsentiert. Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung, Meinungs- und Religionsfreiheit werden abgelehnt. Mit dem Begriff „Taghut“ werden „unislamische“ politische Systeme verurteilt.

  • Für politisch-missionarische Salafist*innen bedeutet dies, dass sie eine aktive Missionierung betreiben, etwa durch die Verteilung des Koran.
  • Die dschihadistischen Salafist*innen sehen Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele und in ihrem „Kampf gegen die Ungläubigen“. Als ungläubig werden Personen bezeichnet, die der Ideologie nicht zustimmen.

Praxisbeispiele salafistischer Online-Propaganda

Salafistische Inhalte finden sich vor allem in sozialen Medien und erreichen täglich Hunderttausende. Zu den Zielgruppen zählen junge Menschen unterschiedlicher Herkunft. Bedient wird das Bedürfnis nach Gemeinschaft, Identität und Sinn ebenso wie der Wunsch nach Abenteuer und Unterhaltung. In Deutschland knüpft die salafistische Propaganda am Mediennutzungsverhalten der jungen Generation an. Die Szene nutzt dabei nahezu alle jugendaffinen Plattformen im Internet, um ihre Inhalte schnell und einfach zu verbreiten. Insbesondere Anbieter mit großer Reichweite, wie TikTok, Facebook, YouTube, Instagram und Twitter sind für die salafistische Propaganda von großer Bedeutung.

Aktuelle Informationen zu Themen und Trends islamistischer Onlinepropaganda bietet der Lagebericht „Islamismus im Netz“ von jugendschutz.net

Videos als zentrales Propagandainstrument

Ein Großteil der Clips ist speziell auf die Sehgewohnheiten jugendlicher Zielgruppen ausgerichtet: Sie sind professionell gestaltet und mit Spezialeffekten animiert. Erscheinungsform, Funktion und Thematik variieren dabei stark: Darunter Rekrutierungsvideos für den bewaffneten Dschihad, Ansprachen von salafistischen Predigern, Folter und Hinrichtungsszenen aus Konfliktgebieten, Filme über fiktionale Alltagsgeschichten beim Islamischen Staat.

Erlebnisangebote als Köder

Das können Fußballspiele, Grillfeste oder auch Benefizveranstaltungen sein. Ein wichtiger sozialer Effekt ist: gemeinsam etwas für den Glauben tun. Salafistische Erlebnisangebote finden offline statt. Beworben und vermarktet werden sie jedoch online über soziale Medien. Die Bilder und Videos zeigen junge Menschen in Aktion.

Emotionalisierung und Gräuelpropaganda

Grausame und schockierende Bilder und Videos werden in Sozialen Medien gezielt verbreitet, um bei dem Betrachtenden starke Emotionen hervorzurufen. Muslim*innen werden dabei als Opfer besonders drastischer Gewalttaten und als systematisch unterdrückt dargestellt. Häufig werden Bürgerkriege wie in Syrien oder Konflikte wie zwischen Israel und den Palästinenser*innen instrumentalisiert. Auch verbreiten dschihadistische Organisationen vielfach Bildmaterial eigener Gräueltaten, wie zum Beispiel brutale Hinrichtungen.

Geschlechterspezifische Rollenbilder

Der Salafismus vermittelt klare geschlechtsspezifische Rollen. Das zeigt sich in Symbolik und Sprache der Propaganda. Männlichkeit umfasst vor allem Aspekte religiöser Gelehrsamkeit und Ehre. Hinzu kommt bei militanten Gruppierungen auch die Betonung von Gewalt und Kriegertum. Die Propaganda richtet sich auch gezielt an junge Frauen, meist mit einer patriarchalischen Rollenverteilung: Der Mann kämpft, die Frau kümmert sich um Kinder und Haushalt. So sind Mädchen als potenzielle Mütter unverzichtbar für den Aufbau des Kalifats, sie gebären und ziehen Kinder „dschihadistisch“ groß. Allerdings nehmen direkte Aufforderungen an Frauen zu, sich auch an Gewalttaten zu beteiligen. Die Botschaft dabei ist: Auch Frauen können aktiv im Dschihad kämpfen.

Pop-Dschihadismus online

Um Jugendliche zu erreichen, greift der Salafismus gezielt auf Elemente der Popkultur zurück. Zitate und Verweise auf beliebte Serien, Filme und Marken sollen die Propaganda leichter konsumierbar machen, da Jugendliche sie kennen. Durch die Verknüpfung von Versatzstücken von Ideologie mit Popkultur wird versucht, mögliche Vorbehalte aufzuweichen. Bekannt sind die Verfremdungen der Logos von großen Sportmarken wie Nike oder Adidas, die mit dschihadistischen Aussagen versehen wurden.

Gegenstrategien: Aktiv gegen Salafismus

Melden Sie strafbare und jugendgefährdende Inhalte, um gegen salafistische Tendenzen aktiv zu werden. Es gibt zudem eine Reihe an Beratungsstellen, die Unterstützung im Umgang mit salafistischen Radikalisierungen anbieten.

Meldung strafbarer und jugendgefährdender Inhalte

Viele Inhalte von salafistischen Organisationen und Einzelpersonen im Netz rufen zu Hass und Gewalt auf. Damit verstoßen sie gegen Gesetze und gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Plattformen, auf denen sie verbreitet werden und können dort gemeldet werden. Nicht immer ist das direkte Melden von Hassinhalten in den Social-Media-Diensten erfolgreich. Melde- und Beschwerdestellen haben direktere Kontakte zu vielen Plattformbetreibern und erwirken häufiger die Löschung entsprechender Inhalte. Wenn eindeutig strafrechtlich relevante Inhalte vorliegen (Paragrafen §86, §86a und §130 Gebrauch verfassungsfeindlicher Symbole oder Volksverhetzung), können Sie bei der Polizei Anzeige erstatten.

Beratung und Unterstützung

Bundesweit sind in den letzten Jahren zahlreiche Beratungsstellen zum Umgang mit salafistischen Aktivitäten entstanden. Die Beratung ist kostenfrei und erfolgt in vielen Fällen über zivilgesellschaftliche Träger. Nur in Fällen von Eigen- und Fremdgefährdung werden Informationen über die betroffenen Personen an die Sicherheitsbehörden weitergegeben. Hier finden Sie eine Liste von Beratungsstellen, die Unterstützung im Umgang mit salafistischen Radikalisierungen anbieten.

Die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge BAMF berät bei Fragen mit Bezug auf salafistische Radikalisierung. Insbesondere für Menschen, die den Eindruck haben, dass sich Bekannte, Verwandte oder Schüler*innen islamistischen Organisationen zuwenden, steht eine Hotline zur Verfügung. Beraten wird in den Sprachen Deutsch, Türkisch, Arabisch, Englisch, Farsi, Russisch oder Urdu. Die bundesweite Beratungsstelle des BAMF verfügt über ein Netzwerk von Kooperationspartnern mit regionalen Beratungsstellen, an die sie Fälle vermitteln kann. Telefon-Hotline:: +49 (0)911 943 43 43

 

Hayat ist eine deutschlandweit arbeitende Beratungsstelle für Personen und Angehörige von Personen, die sich salafistisch radikalisieren oder sich dem militanten Dschihadismus anschließen und gegebenenfalls in Konfliktregionen ausreisen. Hayat wurde im Jahr 2011 gegründet, basierend auf den Erfahrungen der ersten Deradikalisierungs- und Ausstiegsinitiative für hochradikalisierte Neonazis EXIT-Deutschland.

Die Beratungsstelle Salam bietet Beratung für durch islamistisch/religiös begründete Radikalisierung gefährdete Jugendliche und Erwachsene, junge Menschen, die sich von extremistischen Tendenzen distanzieren und lösen möchten, Angehörige und das soziale Umfeld gefährdeter oder bereits radikalisierter junger Menschen und Lehrkräfte, Sozialarbeiter*innen sowie andere Sozialraumakteure.

Hotline: 0800 / 72 52 610

Das Angebot der Fach- und Beratungsstelle kitab richtet sich an Eltern und Angehörige von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich religiös-extremistischen Strömungen zuwenden, an die Betroffenen selbst sowie an pädagogische Fachkräfte, Institutionen und andere Sozialraumakteure, die hinsichtlich solcher Wahrnehmungen verunsichert sind. Die Mitarbeiter*innen können Ideen zum Umgang mit der Situation sowie fachliche Unterstützung und Beratung für Fragen und Unsicherheiten bieten.

Die Beratungsstelle Legato bietet systemische Ausstiegsberatung an und ist zugleich Fach- und Beratungsstelle für religiös begründete Radikalisierung. Das Angebot ist kostenlos, anonym und in mehreren Sprachen möglich (Arabisch, Dari, Deutsch, Englisch, Farsi, Kurdisch, Türkisch).

 

Das Violence Prevention Network ist ein Verbund erfahrener Fachkräfte, die seit 2001 in der Extremismusprävention sowie der Deradikalisierung rechtsextremistisch und islamistisch gefährdeter Jugendlicher tätig sind.

 

Die Beratungsstelle beRATen wurde 2014 gegründet. Angeboten wird die Beratung von Eltern, Angehörigen und anderen Menschen im Umfeld der von salafistischer Radikalisierung betroffenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

PROvention ist die Präventions- und Beratungsstelle gegen religiös begründeten Extremismus in Schleswig-Holstein. Sie wurde im April 2015 ins Leben gerufen. Das Team von PROvention berät Angehörige, Freund*innen und Bekannte von Personen, die von Radikalisierung oder Extremismus betroffen sind. Auch Ausstiegswillige können ihre Beratung nutzen. Diese erfolgt kostenlos, vertraulich sowie einzelfall- und lösungsorientiert.  
Telefon-Hotline: +49 (0)431 – 73 94 926