Snapchat: Was Eltern wissen sollten

Snapchat ist eine beliebte Social-Media-App, die es Nutzern ermöglicht, Bilder, Videos und Texte zu versenden. Die App bietet umfangreiche Filter, Effekte, Emojis und Textoptionen für die Bildbearbeitung und ermöglicht es den Nutzer*innen, die Sichtbarkeit der versendeten Dateien individuell einzustellen. Die Inhalte verschwinden nach der festgelegten Zeitspanne, es sei denn, der Empfänger macht Screenshots oder speichert sie anderweitig.

Zusätzlich können Nutzer*innen Snapchat-Stories erstellen, die 24 Stunden lang sichtbar sind und je nach Einstellung nur von Freund*innen oder der gesamten Snapchat-Community betrachtet werden können.

Die Altersfreigabe für Snapchat liegt bei 13 Jahren (Stand: Juli 2023). Personen unter 18 Jahren benötigen die Zustimmung der Erziehungsberechtigten zur Erstellung eines Accounts. Allerdings gibt es keine zuverlässige Altersverifikation.

Neben der kreativen Bearbeitung von Bildern und Videos wird Snapchat oft für Sexting verwendet, also dem Versenden von freizügigen oder erotischen Bildern. Dieses Verhalten kann gefährlich sein, da Bilder und Videos trotz der begrenzten Sichtbarkeit gespeichert oder wiederhergestellt werden können.

Snappen, Chatten und Mehr

Snapchat ermöglicht es Nutzer*innen, Fotos und Videos ("Snaps") direkt in der App aufzunehmen oder aus der Galerie auszuwählen. Diese Inhalte können je nach Einstellung bis zu zehn Sekunden sichtbar sein oder in die Story eingefügt werden, wo sie für bis zu 24 Stunden angezeigt werden können. Zusätzlich können Snaps auf anderen sozialen Netzwerken wie Instagram oder WhatsApp geteilt werden. Beim Chatten können Nutzer*innen Direktnachrichten, Video-Botschaften und Gruppenchats mit bis zu 16 Teilnehmer*innen senden. Die App ist sowohl auf mobilen Geräten als auch über einen Webbrowser verfügbar, was sie zu einer ernstzunehmenden Alternative zu etablierten Messengern wie WhatsApp macht.

Für die Bewertung der Freundschaftsbeziehungen nutzt Snapchat Emojis, die den Austausch zwischen zwei Nutzer*innen bewerten. Besonders hervorzuheben ist das Flammensymbol (Snapstreak), das anzeigt, wenn zwei Freund*innen regelmäßig Snaps austauschen, was den spielerischen Ehrgeiz der Nutzer*innen anregt. Die Funktion Memories ermöglicht es, Aufnahmen zu speichern, neu zusammenzustellen und mit Geofiltern zu versehen. Dies hat Snapchat von einer App für spontane Bilder zu einem Werkzeug für umfassende Bildbearbeitung weiterentwickelt.

Die Snap Map zeigt den Standort von Freund*innen und ermöglicht es, den eigenen Standort zu teilen. Die Snap Map zeigt auch lokale Restaurants, Cafés, Shops, Events und Konzerte an und bietet Links zu Ticketkäufen. Für die Bearbeitung stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung, einschließlich 3D-Linsen, die während der Aufnahme das Aussehen oder die Umgebung verändern können. Nutzer*innen können auch eigene Linsen erstellen, was jedoch Risiken bezüglich unangemessener Inhalte birgt.

Im Entdecken-Reiter finden sich Inhalte von Influencer*innen und Medienunternehmen. Die Spotlight-Funktion erlaubt das Anschauen und Teilen von Videos anderer Nutzer*innen. Diese Inhalte werden vor der Veröffentlichung moderiert. Über Snap Games können Nutzer*innen Multiplayer-Spiele spielen und dabei live chatten. Belohnungen wie Münzen oder Objekte können durch das Ansehen von Videoanzeigen erhalten werden. Diese Spiele können zusätzliche Kosten verursachen. In Snapchat können Nutzer*innen virtuelle Währung und Geschenke für Creator*innen kaufen, wobei die Umrechnung den tatsächlichen Geldbetrag verschleiert. Das Premium-Abo Snapchat+ bietet zusätzliche Funktionen, darunter detaillierte Informationen über Freund*innen und die Möglichkeit, die Aufenthaltsorte der letzten 24 Stunden zu überwachen.

Laut JIM-Studie 2022 verwenden 45 % der Jugendlichen Snapchat regelmäßig. 13 % informieren sich in der App über das aktuelle Tagesgeschehen

Snapchat sicher nutzen

Die Kommunikation über Snapchat ist darauf ausgelegt, mit anderen Nutzer*innen spontan Augenblicke zu teilen. Dennoch sollte man trotz aller Spontanität vor dem Versenden einen Moment innehalten und sich fragen, ob man tatsächlich diese Fotos Anderen zur Verfügung stellen möchte.

Snapchat sollte vor allem nicht zum Versenden von offenherzigen Bildern oder Videos verwendet werden. Die Möglichkeiten, die die App bietet, können auch negativ genutzt werden. Das Risiko ist groß, dass Dateien womöglich weitergeleitet oder ins Netz gestellt werden, um Versender*innen zu erpressen oder zu mobben.

Um Snapchat sicher nutzen zu können, sollte man auch sichergehen, dass Fremde einem keine Bilder oder Videos senden können. In den Einstellungen kann man festlegen, wer einem Nachrichten senden darf und die eigene Story anschauen kann. Beide Einstellungen sollten auf „Freunde“ gesetzt werden. Unter den Freund*innen sind die Personen in der Kontaktliste zu verstehen. Daher sollten nur Personen in die Kontaktliste aufgenommen werden, die man auch tatsächlich kennt und denen man vertraut.

Sollte es dennoch dazu kommen, dass man von jemandem belästigt wird, bietet Snapchat die Möglichkeit Nutzer*innen zu blockieren. Wie genau das geht, wird auf der Support-Seite von Snapchat Schritt für Schritt erklärt.

Snapchat Family Center

Mit dem Snapchat Family Center können Sie als Erwachsene*r Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren bei der Nutzung der App begleiten. Diese Funktion ermöglicht Ihnen:

  • Einen Überblick über die Liste der Freunde und letzten Konversationen Ihres Kindes zu erhalten, ohne die genauen Nachrichteninhalte zu sehen.
  • Verdächtige Accounts zu melden.

Sie und Ihr Kind können das Family Center jederzeit verlassen.

Standortfreigabe "Snap Map"

Die Snap Map-Funktion erlaubt es Nutzer*innen, den aktuellen Standort von Freund*innen zu verfolgen oder den eigenen Standort freizugeben. Sie können die Standortfreigabe für alle Freund*innen oder nur für ausgewählte Personen aktivieren. Um die Privatsphäre Ihres Kindes zu schützen, sollten Sie den Geistmodus aktivieren, um nicht auffindbar zu sein. Generell empfiehlt es sich, die Standortfreigabe zu deaktivieren, um mögliche Risiken zu minimieren.

Snapchat Account löschen

Um den eigenen Snapchat Acoount zu löschen, reicht es nicht, die App vom Smartphone zu entfernen. Man muss sich im Account-Portal von Snapchat mit den Anmeldedaten für die App einloggen. Dort kann man die Option „Meinen Account löschen“ auswählen. Dieser ist danach vorerst für 30 Tage deaktiviert und wird danach erst dauerhaft gelöscht. Snapchat will so die Möglichkeit bieten, den Account noch einmal widerherzustellen.

KI Chatbot My AI

Wussten Sie, dass sich mit My AI auch eine Künstliche Intelligenz in der Freundesliste Ihres Kindes befindet? My AI, also „Meine Künstliche Intelligenz“, ist der generative KI-Chatbot auf Snapchat. Der Chatbot basiert auf ChatGPT und dient zum Chatten und zur einfachen Recherche. Es handelt sich um eine abgespeckte Version von ChatGPT, die kürzere Texte schreibt und sich als Freund*in in Snapchat ausgibt. Ohne kostenpflichtiges Snapchat+ Abonnement ist es aktuell (August 2023) nicht möglich, den Chatbot vom obersten Platz der Freundesliste zu verbannen oder komplett zu löschen. 

Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass My AI eine Maschine ist und und dass es nicht mit einem echten Menschen kommuniziert. Wie Snapchat selbst schreibt, ist My AI fehleranfällig. Informationen können erfunden oder Fakten durcheinandergebracht werden, um Antworten plausibel erscheinen zu lassen.

Tipps für Eltern

Oft stecken Streitigkeiten unter Freund*innen oder eine problematische Klassensituation hinter Mobbingattacken. Sprechen Sie mit Ihrem Kind und informieren Sie ggf. die Lehrperson, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

  • Generell sollten Kinder und Jugendliche den Kontakt sofort abbrechen, wenn die Fragen der Chatpartner*innen unangenehm werden oder sie sich bedrängt fühlen.
  • Ihr Kind sollte nur Personen in die Kontaktliste aufnehmen, die es auch tatsächlich kennt und denen es vertraut.
  • Weisen Sie Ihr Kind frühzeitig darauf hin, sich niemals alleine mit einer Online-Bekanntschaft zu treffen.

  • Jeder Mensch hat das „Recht am eigenen Bild“. Bilder, die ohne Zustimmung der Abgebildeten in der Story gepostet oder gesendet werden, können gemeldet und gelöscht werden.
  • Informieren Sie Ihr Kind über Urheberrechte. Es können nicht immer bedenkenlos Videos mit Liedern im Hintergrund gepostet werden.
  • Im schlimmsten Fall kann auch strafrechtlich dagegen vorgegangen werden.

Durch Meldebuttons, die inzwischen in jedem Netzwerk vorhanden sind, kann man Verstöße, wie die Erstellung von Fake-Profilen dem Seitenbetreiber melden. Der Handlungsspielraum erstreckt sich dann von Verwarnung über Löschung der Profile der Täter*innen bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung.

In iOS ist es möglich, die Funktion In-App-Käufe zu deaktivieren. Bei Android-Geräten kann man einen PIN festlegen, der vor einem In-App-Kauf abgefragt wird.